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gkw Avatar

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Zora del Buenos autofiktionaler Roman folgt einer Linie, springt aber hin und her zwischen aktuellen Szenen, Erinnerungen, Kaffeehausgesprächen, recherchierten Fakten. Dennoch kommen wir schrittweise weiter, ein Bild ihres und auch anderer Lebenswege setzt sich Stück für Stück zusammen.
Sie erinnert sich an ihre vaterlose Kindheit, an lästiges Mitleid, an erlebte Fremdenfeindlichkeit in der Schweiz.
In den Kaffeehausgesprächen mit Freunden wird über den Tod, Vaterlosigkeit, über Verbrechen, über das Schweigen und weitere Themen philosophiert.
Bei ihren Nachforschungen findet sie einiges heraus über den Mann, der den Unfall verursachte, kennt ihn letztlich besser als ihren Vater. Manche Erkenntnisse bestürzen, manche beruhigen.
Diese ungewöhnliche Aufbereitung mit freiem Gedankenlauf und Hin- und Herspringen zwischen erlebten Situationen, Gehörtem, Gelesenem, Gesprächen und Fakten sind sicher nicht jedermanns Sache, mir hat es sehr gut gefallen.
Zora del Bueno erzählt überwiegend sachlich und nüchtern , aber manchmal wird es auch poetisch und sehr literarisch.

Viele Themen sind in das Buch eingeflossen, aber es ist - obwohl es ein schmales Buch ist - keineswegs überladen, vielleicht liegt es an der Erzählart, die Tiefe und Leichtigkeit gleichzeitig aufweist.
Mit dem persönlichen Schicksal der Autorin verbunden sind die Themen Verlust, Trauer, Erinnerung.
Ihre Suche führt in die Aspekte Schuld und Verantwortung. Verändert Schuld? Wie verändert Schuld?
Am Beispiel der Mutter fließt das Thema Demenz ein. Aber auch Wissenswertes über Sicherheit im Auto oder Hexenhinrichtungen wird nicht ausgespart, insgesamt ein sowohl interessanter wie auch amüsanter Mix.

FAZIT: Eine interessant aufbereitete Familiengeschichte, mit vielen Abschweifungen erzählt, die aber durchweg interessant waren.