Mehr als nur ein Roman über den Mauerbau!

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nabura Avatar

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Berlin, 1961: Die Brüder Bernhard und Julius leben in Ostberlin. Während Bernhard studiert, verkauft Julius Schallplatten, die er dank seines amerikanischen Freundes Jack beschaffen kann. Doch dann sehen Bernhard und sein Freund Georg bei einer Übernachtung im Wald mit an, wie mitten in der Nacht große Teile von einem Zug geladen werden. Am nächsten Morgen ist Bernhards Vater tot, angeblich hat er Selbstmord begangen. Außerdem scheint Bernhards Anwesenheit im Wald nicht unbemerkt geblieben zu sein, vom Ministerium für Staatssicherheit wird er unter Druck gesetzt. Welche Handlungsmöglichkeiten haben die Brüder? Bevor sie eine Entscheidung fällen, wird Berlin durch den Bau der Mauer geteilt…

Zu Beginn des Buches werden die Kapitel abwechselnd aus Bernhards und Julius‘ Sicht erzählt. Dabei wird nicht gleich darauf hingewiesen, dass sie Brüder sind. Aufgrund der zwei völlig verschiedenen Schauplätze – einem einsamen Wald und einer belebten Bar – wird die Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen nicht gleich klar. Doch was beide an diesem Abend erleben, wird ihr Leben grundlegend verändern.

Das Buch ist aus der personalen Erzählperspektive geschrieben, wobei die Perspektive ständig wechselt. Neben Einblicken in das Leben der Brüder kommen nach kurzer Zeit auch Kapitel aus der Perspektive ihrer Freunde Jack, Georg und Barbara hinzu. Neben Einblicken in die persönliche Geschichte der Freunde erhält man durch die Kapitel aus der Sicht Jacks auch einen weiter gefassten Eindruck der Vorgänge in Berlin, den ich sehr interessant fand. Durch seine Zugehörigkeit zur Berlin Brigade, der in Berlin stationierten US-Streitkräfte, wird dem Leser das Kräftemessen zwischen Ost und West vor Augen geführt.

Während Bernhards Situation von Beginn an brenzlig ist, lernt man Julius als lebensfrohen Charakter kennen. In einer verrückten Nacht, in der man seinen Mut schon beinahe als Leichtsinn bezeichnen kann, begegnet er Barbara. Doch die Beziehung der beiden bringt nicht nur eine Prise Romantik in die Geschichte, sondern verkompliziert die Situation der Brüder noch weiter, da Julius Barbara nicht zurücklassen möchte.

Mit dem Bau der Berliner Mauer wird das Tempo noch einmal angezogen und es kommt zu überstürzten Entscheidungen und dem Schmieden von neuen Plänen. Es werden die verschiedensten Themen angesprochen: Die Trennung zwischen Ost und West, Spionage und Verrat, aber auch die Auswirkungen der damaligen Situation auf einzelne Personen. Verschiedene Handlungsstränge treffen dabei gelegentlich aufeinander und entfernen sich dann wieder voneinander. Es vermischen sich historische Fakten und Fiktion und man erhält den Eindruck, dass auch die fiktiven Elemente tatsächlich so geschehen sein könnten.

Die Charaktere, die ich schon bald ins Herz geschlossen hatte, sehen sich bald großen Herausforderungen gegenüber und sie müssen sich entscheiden, welchen Weg sie gehen möchten. Sie alle müssen ihren Mut unter Beweis stellen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen und auch ihre Freunde nicht im Stich zu lassen. In zahlreichen Spannungshöhepunkten, in denen auch ihr Leben auf dem Spiel steht, konnte ich mitfiebern und mich ganz in die Handlung hineinversetzen.

„Seitenwechsel“ ist mehr als nur ein Buch über den Bau der Mauer in Berlin. Es ist ein Roman über Freundschaft und Mut, in dem historische Fakten geschickt mit einer absolut plausiblen fiktionalen Handlung verknüpft werden. Die Situation wird immer brenzliger und absolute Spannungsmomente, in denen alles auf dem Spiel steht, ließen mich hoffen und bangen. Ich gebe eine klare Leseempfehlung – lasst euch von einer abwechslungsreichen Geschichte vor der Kulisse des Mauerbaus fesseln!