Zeitgeschichte spannend aufbereitet

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gisel Avatar

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Berlin im Sommer 1961: Die Brüder Bernhard und Julius wohnen im Osten der geteilten Stadt, doch beide haben Freunde aus dem Westen. Julius trifft sich mit seinem amerikanischen Freund Jack, während Bernhard mit Georg durch die Gegend zieht. Dabei beobachten Bernhard und Georg zufällig geheimnisvolle Aktivitäten sowjetischer Soldaten - kurz danach finden sie Bernhards Vater erhängt auf. Schnell gerät Bernhard ins Visier der Stasi und überlegt, in den Westen zu flüchten. Doch das geht nur mit Julius, der aber hat sich gerade frisch in Barbara verliebt, die noch nicht weiß, ob sie mitgeht.
Michael Rämling verknüpft die Geschichte beider Brüder mit der Zeit unmittelbar vor dem Mauerbau in Berlin, als mit einem Schlag sämtliche Grenzen zwischen Ost- und Westberlin dicht gemacht wurden. Damit schafft er eine ganz eigene Atmosphäre in der Erzählung, die Gefahr ist auf allen Seiten des Buches präsent und hält die Spannung vom Anfang bis zum Ende. Zeitgeschichte wird so en passant aufbereitet.
Dennoch sind mir die Personen etwas zu platt geraten. Kann man wirklich so wenig Emotionen empfinden, wenn man den eigenen Vater tot auffindet, kann man so schnell zur Tagesordnung übergehen? Fragen dieser Art sind mir beim Lesen immer wieder aufgetaucht.
Das Buch fasziniert durch einen spannenden Einblick in eine wichtige Zeit der neueren deutschen Geschichte und ist durch seine gute Lesbarkeit auch sehr empfehlenswert für alle, die bereits Kenntnisse über die damalige Zeit haben wie auch für alle, die sich noch darüber informieren wollen.