Gelungene Mischung aus Lokalkolorit, Absurdität und Beziehungen

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m.curie Avatar

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Nach dem Tod des Vaters kehrt Johanna aus der Stadt in ihre Heimat zurück und übernimmt die Arztpraxis in Hallstatt, die er ihr hinterlassen hat. Ihre Zwillingsschwester Doris, ist Tischlerin und hat den Geburtsort nie verlassen. Hallstatt wird von chinesischen Touristen förmlich überrannt. Das nimmt die chinesische Regierung zum Anlass, eine Kopie des Touristenmagnets im eigenen Land erstellen zu lassen. Ren hat als Kind teilweise in Österreich gelebt und wird beauftragt, sich das Original anzuschauen.

Was wie eine einfallsreiche Idee für einen Roman klingt, ist keine Erfindung der Autorin, vielmehr gibt es diese Hallstatt-Kopie tatsächlich in China. Passend humorvoll und grotesk ist die fiktive Geschichte, die Dominika Meindl sich dazu einfallen ließ. Sie entwickelt sie in zwei Erzählsträngen, mit auktorialem Erzähler für den Part aus österreichischer Sicht und mit Ren als Ich-Erzähler. Was mich anfangs störte, entpuppte sich im weiteren Verlauf als raffinierter Trick. Es fällt schwer, die chinesische Sichtweise nachzuvollziehen, da diese aber von Ren in Ich-Form erzählt wird, entsteht ein Widerspruch, der die Skurillität noch mehr betont. Diese Gegensätzlichkeit findet sich auch in der Beziehung der beiden Schwestern wieder, die ihre Beziehung prägt und viel Konfliktpotenzial birgt.

"Selbe Stadt, anderer Planet" ist eine gelungene Mischung aus Lokalkolorit, Absurdität und Beziehungen. Absolut lesenswert!