Ruhiger Romance-Roman mit Stärken und Schwächen

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Plot

Selbst in dunkelster Nacht hat den typischen Romance Plot samt schwerer Schicksalsschläge und dunkler Vergangenheit - etwas, was ich durchaus gerne und oft lese.
Sehr interessant fand ich das Setting. Tatsächlich habe ich bislang recht wenige Bücher gelesen, die näher auf Blumen eingingen. Hier fand ich sowohl die Arbeitsschritte als auch die Tagesabläufe im Blumenladen gut beschrieben. Besonders gefallen hat mir der kleine Einblick in die "Sprache der Blumen", da ich persönlich es immer schon faszinierend fand, wie insb. Farben gesellschaftlich mit einer bestimmten Bedeutung konnotiert werden.
Plotmäßig gab es allerdings zwei Entscheidungen, von denen ich nicht so recht weiß, was ich davon halten soll:
1. Mir war relativ schnell klar, was hinter dem "dunklen Geheimnis" steckt; das hat die Spannung für mich zunichte gemacht. Ich rate lieber mit den Protagonisten mit als bereits früh zu erkennen, was hinter dem Geheimnis steckt, und dann 200 Seiten darauf zu warten, dass auch die Protagonisten dahinterkommen. (Jedoch muss ich sagen, dass mir v.a. die Szenen mit Luke unfassbar gut gefallen haben - und ich kann nachvollziehen, dass es schwer gewesen wäre, diese Szenen einerseits zu behalten, ohne andererseits den Leser zu sehr zu spoilern.)
2. All die großen Entscheidungen und Erkenntnisse - und ich meine wirklich alle - kamen nicht von Liora und Kieran selbst, sondern immer als eine Art psychischer Beistand von Menschen um sie herum. Ich habe nichts dagegen, wenn Leute sich Hilfe suchen oder es hin und wieder einen weisen Menschen gibt, der Protagonisten auf den rechten Weg leitet. Aber es ging hier um Sachen, die so selbstverständlich waren, dass ich mich manchmal kaum zurückhalten konnte, die Augen zu verdrehen (ganz davon abgesehen, dass eine bestimmte Szene bzw. Person [Chris] meines Erachtens auch komplett unnötig war und sich nicht organisch in die restliche Geschichte integriert hat).


Schreibstil

Vor allem zu Anfang hatte ich einige Male das Gefühl, dass der Schreibstil manchmal etwas sperrig war - nicht unbedingt wegen der Wortwahl an sich, sondern der Art, wie Bewegungen beschrieben oder auch Dialoge geführt wurden. Meine Vermutung hierzu ist, dass der Autor zu sehr versucht hat, die Szene so perfekt wie möglich zu schreiben, und dadurch nicht mehr im Schreibfluss war. Jedenfalls hat es auf mich so gewirkt, da die restlichen Situationen und Gespräche ohne diese Schwierigkeiten auskamen.


Protagonisten

Liora und Kieran sind charakterlich sehr unterschiedlich: während sie eine funkensprühende Optimistin ist, lebt er eher zurückgezogen und verhält sich die meiste Zeit abweisend. Ich fand, dass sie sich sehr gut ergänzten. Liora war es durch Kieran möglich, sich etwas mehr mit ihren düstereren Gefühlen auseinanderzusetzen, gleichzeitig hat Liora Kieran aber gezeigt, dass das Leben durchaus auch wunderschön sein kann.
Hier kommen wir aber auch zum größten Kritikpunkt - und diesen hätte ich womöglich nicht gehabt, wenn ich das Buch z.B. über zwei Wochen hinweg gelesen hätte: jedes Gefühl der Protagonisten war beinahe bipolar; himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt. V.a. wenn etwas traurig war: immer sofort Tränen. Das ist jetzt eine sehr subjektive Meinung, aber mir waren es einfach zu viele große Gefühle, die ich auf dem Papier lesen konnte, die bei mir aber überhaupt nicht ankamen. Und dadurch, dass ich das Buch relativ schnell zu Ende gelesen habe, fiel mir eben auf, dass dieses Tränen-Ding ein paar Mal praktisch nach Schema F abgespielt wurde.


Fazit

Dieses Buch zeigt mir v.a. eines: Wie viel Potenzial in ihm steckt, welches leider noch nicht ganz ausgeschöpft wurde. Aber mit etwas Feinschliff bin ich überzeugt, von diesem Autor in Zukunft über kurz oder lang ein 5-Sterne-Buch für mich entdecken zu können.
Für ein Debüt hatte "Selbst in dunkelster Nacht" durchaus schon einige Stärken, sodass ich bei 3 Sternen verbleibe.