Neuartiges Phantastik-Abenteuer für eine unklare Altersgruppe

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mariederkrehm Avatar

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„Sepia und das Erwachen der Tintenmagie“ ist fraglos ein besonderes Buch. Magische Tinte, Wortgespenster, Aschegeister, ein Eisernes Schloss - diese Elemente sind in ihrer Kombination neuartig und vielversprechend. Ausgetretene Phantastik-Pfade werden hier zum Glück nicht betreten, stattdessen entsteht eine ganz neue Umgebung für ein Abenteuer, das an Krabat, Nevermoor und - ja, tatsächlich - Krieg der Sterne erinnert.

Protagonistin ist die zwölfjährige Sepia, die bei einem geheimnisvollen Buchdrucker in die Lehre geht. Ihr Name ist Programm, deuten sich doch verborgene Talente im Zusammenhang mit der Buchherstellung bei ihr an, die sich bald entfalten sollen. Von den fünf Lehrlingen, mit denen sie in der renommierten Druckerei Silbersilbe lebt, kommt sie mit zweien gut klar und bildet sehr schnell mit ihnen ein unzertrennliches Trio.

Die erste Hälfte des Buches zieht sich allerdings hin. Eine orientierungslose Sepia - und mit ihr leider auch der Leser - kann sich viel zu lange keinen Reim auf ihre neue Umgebung, überraschende Begebenheiten und die vielen geflüsterte Geheimnisse machen. Dagegen wird es hinten heraus düster, spannend und richtig gut.

Ebenfalls unklar ist die Altersgruppe, die das Buch erreichen möchte. Für die Kleinen ist das Thema rund um die Finessen des Bleisatzverfahrens nicht einfach zu erfassen; und das allgemein durchaus reizvolle Verwischen von Gut und Böse kann bei jüngeren Lesern für weitere Verunsicherung sorgen. Ältere Lesekinder mögen die einfach gehaltene Sprache, die wenig definierte Figur der Sepia, ihre ängstliche Art und die nur schwach ausgearbeiteten Nebencharaktere bemängeln.

Die Geschichte von Sepia wird auf knapp 370 vergleichsweise luftig gesetzten Seiten in kurzen Kapiteln erzählt. Zwei Fortsetzungen sollen folgen.