Sepias magische Abenteuer in der Welt der Geschichten

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gerwine ogbuagu Avatar

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Was der Einband verspricht, das hält die Geschichte. Er zeigt wunderschöne Farben und viele Ornamente, die dann auch die Kapitel mit der Überschrift verzieren. Die Vignetten, geschaffen von Eva Schöffmann–Davidov, sind jede für sich unübertreffliche Kunstwerke. Die Hauptperson Sepia, eine Waise, die ihre Eltern und Herkunft nicht kennt, ist ganz besonders - wir erfahren, dass sie nicht sehr beliebt ist im Waisenhaus und viele sie sonderbar finden. Dies ist fast immer in Geschichten der Ausgangspunkt eines Charakters, der sich im Lauf einer Erzählung als etwas ganz Besonderes erweist. Dazu kommt hier die geheimnisvolle Perlnacht, während der die Geschichte beginnt, wenn die Tür zwischen den Welten offensteht, wie der Kutscher erklärt. Theresa Bells Schreibstil ist so plakativ, man sieht alles vor sich was sie so lebendig, ja meisterhaft beschreibt. Allein die Worte „Das Graue Haus“ für ein Waisenhaus, die Einladung an Sepia in die Druckerei „Silbersilbe“ auf Büttenpapier und die vielen Rätsel über sich selbst, die Sepia lösen wird, laden ein, diese Geschichte zu lesen. Hier ein Zitat, das gleich einstimmt auf eine atemberaubende Geschichte, ein Page Turner, der einen nicht mehr loslässt, wenn man begonnen hat.
„Das war es, was Geschichten ausmachte. Sie konnten helfen oder einfach nur da sein, ohne jemandem wehzutun… Und es gab vielleicht sogar Wörter und Geschichten, die die Welt verändern konnten.“
Mit diesem Zitat sind wir schon mitten in der Geschichte von der Tintenmagie. Diese Gedanken kommen von Sepia, der Hauptfigur. Sie erhält eines Nachts den Ruf in die Buchdruckerei Silbersilbe. Damit verlässt sie das Graue Haus, wo Waisen wohnen. Sepias aufregende Abenteuer in Flohall beginnen genau in dem Augenblick, als sie in der Perlnacht, im Eismond 1, der Beginn des neuen Jahres, die Kutsche besteigt. Ihre Einladung erhielt sie von Aelius Atramento, Silbersilbe, Eigentümer einer großen Buchdruckerei. Wir lesen von magischer Tinte, von Aschegeistern, von einem gefürchteten Alchemisten und seiner Alchemie…Wir befinden uns in Flohall, einer magischen Stadt mit vielen Geheimnissen und begleiten Sepia in ihr neues Zuhause. Von nun an lebt sie mit anderen Lehrlingen in Silbersilbes Haus, der großen Buchdruckerei. Alles bleibt geheimnisvoll - woher der Buchdrucker Sepia kennt und warum er sie zu sich ruft und ausbildet. Es gibt magische Tinte im Keller, die unheimliche Kraft besitzt. Ein Buchstäbchen aus Blei, ein Bleistäbchen, wird Sepias Helfer, das sie in ihrer Hosentasche trägt und das ihr immer dann Zeichen gibt, wenn sie in schwierige Umstände gerät. Und das beginnt schon sehr bald. Wir treffen auf die anderen Lehrlinge Sanzio und Niki, mit denen Sepia sich anfreundet und fortan sind die drei unzertrennlich. Sie werden in Abenteuer verwickelt, die so komplex sind, dass sie ihre ganze Kraft aufwenden müssen, um sie zu bestehen und sich zu retten.
Diese magische Geschichte folgt einem Zauber, der uns Leser durch das ganze Buch führt, uns auf jeder Seite begleitet. Sie ist voller fabelhafter Beschreibungen, die Schönes und Schreckliches so plakativ darstellen, dass unsere Vorstellungskraft es leicht hat und sich immer wieder freut und staunen lässt über das, was wir lesen. Ich wünsche diesem Buch den Jugendbuchpreis für dieses Jahr.