Déjà-vu: gute und böse Blutsauger...

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Das erste Kapitel ist aus der Perspektive des Vampirs Julius erzählt, der in einer actionreichen Szene den Tod von Frederik – dem bisherigen Besitzer eines für Vampire magischen Messers – feststellt und seinem „Schöpfer“ Curtis begegnet. Der Grundkonflikt – Verlust des Messers an die „Bösen“, mit dem die „guten“ Vampire getötet werden können – wird kurz erläutert. Die Queste für Julius und der rote Faden des Fantasy-Romans ist demnach die Wiedererlangung des Messers. Im zweiten Kapitel begegnen wir Amber Connan, der Schwester des getöteten Frederick. Sie muss ihn in der Gerichtsmedizin identifizieren. Die Perspektive wechselt zurück zu Julius, der zusammen mit Curtis vor eine Art „Ältestenrat“ der Vampire von LA tritt um mit diesen über die neue, bedrohliche Situation zu beraten. Nach dem erneuten Wechsel treffen wir wieder Amber, die nach Hause zurückkehrt und einen – für sie unverständlichen – Brief ihres toten Bruders findet: sie soll an seiner Stelle gegen das Böse kämpfen. In Kapitel drei begegnen sich Julius und Amber bei Fredericks Beisetzung und – wer hätte es anders erwartet – spüren eine magische Verbindung zueinander… Kapitel 4: Der Meistervampir Daniel Gordon, der die Herrschaft und das Messer an sich bringen will, macht Frederick zum Untoten. Im fünften Kapitel sind Amber und ihre Mutter Charly beim Notar, um das Testament von Frederik verlesen zu bekommen. Sie wartet auf ihr Rendezvous mit Julius, das im sechsten Kapitel stattfindet.

Ich bin etwas zwiegespalten. Einerseits bewundere ich die Chuzpe der Autorin trotz der momentanen Überschwemme an Vampirromanen einen weiteren auf den Markt zu werfen. Andererseits fragt man sich, warum sie das Sujet ausgewählt hat. Macht man sich frei von den ganzen Klischees und Dingen, die man bereits kennt („guter“ sowie gutaussehender Vampir mit kalter Haut trifft auf vom Verlust gezeichnete Sterbliche und zieht sie in seine Welt; der Kampf der „guten“ gegen die „böse“ Vampire, die Neuvampire heranzüchten wollen, um mit ihnen eine negative Herrschaft auszuüben etc.) ist „Septemberblut“ sicher ein actiongeladener Fantasykracher, der allerdings von den Anleihen lebt. Viel Originelles konnte ich leider noch nicht entdecken.

Was mir diesbezüglich auch leidlich negativ aufgefallen ist die Metapherndichte bzw. ein paar klischeehafte Wendungen, die man so schon mehr als einmal gelesen hat. Zum Beispiel wäre es angenehm wenn ein Autor mal nicht das Attribut „widerspenstig“ im Zusammenhang mit „Locken“ verwenden würde oder den Zustand der Unruhe an sich mit der eines „gefangenen Tieres“ vergliche (des Weiteren: die Limousine brummt, das Blut schmeckt nach Eisen, man steht aufrecht wie ein Soldat, die Reklametafeln sind übergroß, Eindrücke verschwimmen wie Farben auf einem Aquarell, etwas ist dumpf wie in Watte eingepackt, glubschäugig wie ein Fisch, der Flur ist lang und grau, stumme Trauer, etc. pp.). Wahrscheinlich ist es aber wirklich schwierig für einen Schriftsteller das Naheliegende zu unterdrücken anstatt es sofort in die Tasten zu hauen.