ganz nett

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
baccata Avatar

Von

In diesem Jugend-Thriller folgen wir Johan und seiner Freundesgruppe. Vor einem Jahr ist eine der Jugendlichen verschwunden und seitdem die Gruppe getrennt. Jetzt tauchen nach und nach Deep-Fake-Videos auf und die Gruppe muss sich wieder zusammen raffen, um dem Mysterium auf den Grund zu gehen.
Es ist als relativ einfacher Jugendthriller geschrieben. Es geht um die High School, jugendliche Probleme und Beziehungen. An sich war die Geschichte spannend - man hat mitgefiebert und wollte selbst rausfinden, wer denn jetzt letztendlich "an allem Schuld" ist. Jonah als Protagonist scheint ziemlich langweilig dargestellt und auch die anderen Freunde sind sehr einseitig. Ich glaube, diese Geschichte hätte richtig Feuer gehabt, wenn sie aus den unterschiedlichen Sichtweisen aller Freunde geschrieben worden wäre (wie zb Lucy Clarke das macht). Was die eigentliche Verbundenheit der Gruppe war, habe ich auch nicht richtig verstanden. Klar, es ging um das Rebellieren gegen die Kleinstadt - aber tiefer ins Detail gegangen wurde nicht. Insgesamt war die Geschichte aber mit einem roten Faden erzählt und ist, wie viele spannende Bücher, zum Ende hin gut eskaliert.
Ich habe drei größere Kritikpunkte, die ich mir nicht erklären konnte und mich wirklich gestört haben. 1.: Die Deep Fake Videos waren für die Öffentlichkeit sichtbar. Trotzdem ist die einzige Reaktion darauf, dass Mitschüler:innen Abstand halten oder Sprüche klopfen. Was ist mit den Erwachsenen? Wieso ermittelt die Polizei nicht wirklich (bis auf die eine kurze Verhaftung ohne Konsequenzen)? Warum bekommen die Jugendlichen keine Hilfe oder werden zumindest befragt? 2: Ich persönlich mag Krimis und Thriller, bei denen man miträtseln kann und immer wieder kleine Stücke zugeworfen bekommt, damit man am Ende rausbekommt (oder eben nicht), wer der Täter ist. Das war hier nicht der Fall. Überhaupt nicht. Es gab keine Anhaltspunkte in der Storyline, keine Vermutungen der Charaktere, gar nichts. Das hat den großen Reveal für mich am Ende ziemlich langweilig gemacht und ich konnte die Person/Motive auch überhaupt nicht nachvollziehen. Am Ende kam es mir dann fast schon so vor, als wäre das hier ein "ich brauche ein Motiv, ok Thema X geht immer, das nehme ich" .3: Der Tod war unnötig. Ja, die Geschichte ist zum Ende hin eskaliert und wie gesagt, das kann manchmal cool sein. Dass eine Person stirbt, fand ich aber aus der Reihe gegriffen und nicht zum Vibe des restlichen Buches passend. Hier auch wieder eher ein "Checkliste abarbeiten" wie bei Punkt 2 schon.

Ich glaube, wenn man bewusst nach Jugend-Thrillern sucht und was für zwischendurch möchte, ist dieses Buch eine ganz nette Wahl. Nicht überragend, aber auf keinen Fall schlecht. Wenn man einen richtigen Banger und Page-Turner sucht, sollte man aber vielleicht doch zu einem anderen Buch greifen.