Spannender All-Age-Thriller mit aktueller Thematik

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faanielibri Avatar

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Colin Hadler hat wieder geliefert. In seinem neusten All-Age-Thriller ‚Seven Ways to tell a Lie‘ begibt er sich in die Welt der Deepfakes, die gleichzeitig so faszinierend und gefährlich sind, und immer zerstörerisch.
Dass Hadler spannend, temporeich und twistlastig schreiben kann, weiß ich aus seinen anderen Büchern. Auch hier zieht die Story von Beginn an in ihren Bann, ein kleines Play-Symbol im ersten Kapitel zeigt, dass die Geschichte mit dem Video eröffnet, das der Auslöser für eine spannende Suche nach Person X sein wird: Ein Bus voller Jugendlicher stürzt in eine Schlucht, alle Insassen sterben. Protagonist Jonah ist einer dieser Insassen und weiß, dass dieser Unfall nie passiert ist. Er war schließlich dabei. Oder vielmehr nicht. Doch warum wurde dieses Video, das einen täuschend echten Deepfake darstellt, gemacht? Und vor allem: Von wem? Hier, und auch im weiteren Verlauf des Buchs, hätte ich mir dann auch Details zu Deepfakes gewünscht, eventuell zur Erstellung, zu den Gefahren für Gesellschaft und Einzelpersonen. Wahrscheinlich hätte das den Rahmen gesprengt, aber dass Deepfakes in der Geschichte nur so oberflächlich eine Rolle spielen, fand ich sehr schade.
Das hat aber dem explosiven Aufbau der Geschichte nicht geschadet und wir als Leser*innen ergründen nach und nach die Geheimnisse einer Freundesgruppe, die seit einem bestimmten Ereignis nichts mehr miteinander zu tun hat. Die Figuren sind dabei sehr lebendig beschrieben und haben genau die nötige Tiefe, um mit ihnen mitfiebern zu können. Durch die Videos sind sie gezwungen, zusammenzuarbeiten und die dunklen Geheimnisse ihrer Vergangenheit anzusprechen und aufzuarbeiten. Das führt zu einer besonderes fragilen Balance aus Schuldzuweisungen, Misstrauen und neuen Erkenntnissen, die für mich das Buch trägt. Überrascht hat mich lediglich, dass sich die Freund*innen nicht mehr Gedanken über die Videos machen, nicht vehementer hinterfragen, wie diese entstanden sind oder woher der Erstellende die Qualifikationen dazu hat, nicht mehr bangen und verzweifeln ob des Eingriffs in ihre Privatsphäre. Ich darf vielleicht nicht nur von mir ausgehen, aber mich würde ein derartiges Video, wenn es mich betreffen würde, psychisch absolut herausfordern – egal ob es die Wahrheit zeigt oder nicht.
Nichtsdestotrotz ist Hadler wieder ein außergewöhnlicher Thriller gelungen, der eine aktuelle Thematik spannend und temporeich verarbeitet und für atemlose Lesestunden sorgt.