Unterhaltsamer Parforceritt durch die Jahrtausende

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Zweiffellos ist Philippe Brenots und Laetitia Coryns Buch „Sex Story“ unterhaltsam. Der kulturgeschichtliche Überblick über die Geschichte der Sexualität kommt nämlich in Form eines Comics daher.

Wie sich der Umgang mit der Sexualität im Laufe der Zeit verändert hat, zeigen Brenot und Coryn anschaulich auf. Kleine Geschichten, manchmal auch der Bezug zu einzelnen Personen, zeigen, wie unterschiedlich Sexualität im Laufe der Jahrhunderte gelebt wurde.

Die „Sex Story“ beginnt mit der Entdeckung der Liebe nachdem sich aus den Primaten die Menschen entwickelt haben. Nach Brenot entwickelte sich schon sehr früh die Dominanz der Männer, wenn er auch ausführt, dass in Ägypten die Wiege der Gleichberechtigung von Mann und Frau stehe. Bei den Ausführungen zu moralischen Vorstellungen geht Brenot dabei immer wieder auch auf das Thema der Verhütung ein, verändert es doch auch die klassische Paarbeziehung. Brenot erzählt dazu peppige, witzige Geschichten. Etwa, was es mit dem zugeschnürten Wolfspenis, den es im Zeitalter der Aufklärung gab, auf sich hat. Auch den Reinheitskult des 19. Jahrhunderts beleuchtet er, ebenso geht er der Frage nach, woher das christliche Masturbationsverbot kommt.

Er fokussiert sich in seinen Ausführungen auf Moral, Liebesverständnis, Rolle der Frau und Verhütung. Einen roten Faden sucht man dabei vergebens, der ist aber wohl auch durch die so unterschiedlichen Kulturen schlichterdings nicht vorhanden.

Nun kann ein Comic ein Fachbuch nicht ersetzen, auch wenn zuweilen erklärende Texte beigefügt sind. Und so wirkt manches, was Brenot und Coryn uns erzählen, oberflächlich und äußerst zugespitzt. So wird bei der biblischen Schöpfungsgeschichte einfach behauptet, dass Kain nicht Adams Sohn sei, sondern ein uneheliches Kind der Schlange, Folge eines Seitensprungs also. Und Kain kann nur seine Mutter heiraten, da es ja nach der biblischen Erzählung keine anderen Menschen gebe. Das passt natürlich zu der These des Buches, dass am Anfang aller Schöpfungsmythen der Inzest stehe – mit dem biblischen Text freilich hat es nichts zu tun.

So ist der Parforceritt durch die Jahrtausende stellenweise allzu erzwungen. Unterhaltend ist das Buch dennoch.