Anders als erwartet ...

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linus63 Avatar

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Nachdem Rory auf dem Nachhauseweg von ihrem Lehrer Steven Nell überfallen wurde und nur knapp entkommen konnte, stellt sich heraus, dass er ein gesuchter Serienkiller ist. Kurz darauf wird sie in das Zeugenschutzprogramm des FBI aufgenommen und mit ihrer Familie auf eine abgelegene Insel geschickt. Doch dort passieren mysteriöse Dinge …

Der ca. 300 Seiten starke Jugendroman lässt sich gut und flüssig lesen. Er beginnt vielversprechend, äußerst spannend und mit einem hohen Tempo mitten in einem Verbrechen, das der Leser aus gleich zwei Perspektiven erlebt. Hält man bei der anschaulichen Schilderung aus der Sicht des Täters als Leser schon den Atem an, toppt Kate Brian dies anschließend mit der Schilderung des Überfalls aus Rorys Sicht, wo der Leser durch Ich-Perspektive hautnah ans Geschehen kommt und quasi daran teilnimmt.

Leider kann Kate Brian weder das Tempo, noch die Spannung halten. Weckt sie durch das Eingreifen des FBI zunächst noch hohe Erwartungen an die ganze Geschichte, flacht sie danach zusehends ab. Die Figuren sind greifbar, die Beschreibungen anschaulich und detailliert, und der Leser durch Rorys Ich-Erzählung dicht an der Handlung, doch Kate Brian verliert sich zunehmend in unterhaltsamen Schilderungen über Rorys Teenagerleben auf der Insel und ihren familiären Problemen. Lediglich eine stellenweise gruselige Atmosphäre, einige unerklärliche Ereignisse und regelmäßig wiederkehrende Flashbacks bei Rory, in denen sie beängstigende Situationen mit ihrem Verfolger erschreckend realitisch erlebt, lassen die Spannung nicht ganz verebben und erinnern bis zum packenden Finale immer wieder daran, dass Steven Nell noch nicht gefasst, und die Gefahr noch nicht vorbei ist. Letztendlich wird nicht alles zu meiner Zufriedenheit geklärt, wobei ich jedoch im Nachgang feststellte, dass es sich um den ersten Band einer Serie handelt, und sich dem Leser einige Dinge wohl erst mit der Lektüre der Folgebände erschließen.

Insgesamt ist das Buch nicht schlecht. Mit der Zuordnung zu einem anderen Genre, oder zumindest einer Spezifizierung der Genrebezeichnung, und dem Wissen, dass es sich um den Auftakt einer Serie handelt, wäre meine Erwartungshaltung eine andere gewesen, und meine Enttäuschung nach diesem phänomenalen Auftakt kleiner. Für einen Thriller fehlt mir hier über weite Strecken einfach die Spannung und das Ende ist wegen vieler offener Fragen unbefriedigend. So vergebe ich drei Sterne und hoffe auf baldige Antworten in den Folgebänden ...