4,0 von 5 Sternen 2.Teil der Faith Reihe - Cameron &Hazel - gefühlvoll, emotional m.Schwerpunkt Gehörlosigkeit

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märchens bücherwelt Avatar

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Dies ist mein erstes Buch der Autorin und erst später hab ich gemerkt, dass es der 2.Teil der Faith Reihe ist, doch kann man es unabhängig von einander lesen, da sie in sich abgeschlossen sind und in diesem Teil auch ein kleiner verständlicher Rückblick gegeben wird.
Dieses Buch hat mich einerseits vom Titel als auch vom Klappentext sehr interessiert, weil es hier um den Umgang mit Gehörlosen geht. Da ein Teil meiner Familie diese Sprache auch gelernt hat, ist es umso interessanter, eine ganze Geschichte darüber zu lesen und die Autorin hat das unglaublich berührend und authentisch umgesetzt. Eine Sprache und ihre Gefühle zu umschreiben ist eine echte Herausforderung, besonders weil es ja visuell verläuft. Das zu Papier zu bringen ist eine ganz besondere Leistung.
Die Protagonisten Hazel (oder Nut wie Ihr Gramps sie liebevoll nennt), ihr gehörloser Bruder Jamie und auch Cameron, der durch den Krieg in Afghanistan gehörlos und seelisch verletzt zurückkehrt haben sich regelrecht in mein Herz geschlichen. Mein absolutes Highlight ist allerdings Gramps - so ein herzlicher, liebevoller Großvater, der eine Vorliebe für Pyjamas hat und immer zur Stelle ist, wenn es brennt. Sein Umgang mit so manch einer schwierigen Situation hat mir sehr gefallen, er hat so tolle Gedanken und Sätze gebracht, die nachdenklich stimmen, ein Fels in der Brandung.
Hazels Liebe zu ihrem kleinen Bruder spürt man immer wieder ganz besonders, und es gibt immer wieder Momente, wo man entweder herzhaft lacht oder es einen zutiefst berührt. Ihm zuliebe haben die Großeltern und Hazel die Gebärdensprache gelernt und Hazel gibt mittlerweile auch anderen Betroffenen und Interessierten Unterricht. Und hier begegnet sie Cameron, der durch die Erlebnisse des Krieges tief gezeichnet ist und unter der Gehörlosigkeit leidet. Doch seiner Mum und seinem besten Freund Andrew zuliebe willigt er ein, an diesem Kurs teilzunehmen. Die Entwicklung der Geschichte, die vielen besonderen Situationen, das Farmleben (besonders mit dem Esel Picasso) und die Art und Weise sich auszutauschen sind großartig umschrieben. Doch natürlich gibt es etwas, was beiden den Boden unter den Füßen entreißt und es tat mir einfach so unendlich leid, wie beide darunter zu leiden haben.
Allerdings muss ich hier sagen, das ist der Punktabzug, der mir nicht so gut gefallen hat: Habe ich bis zu diesem Zeitpunkt Hazel für vernünftig, aufgeschlossen und erwachsen gehalten, war der Umgang mit dieser Situation absolut kindisch und teilweise nicht mehr nachvollziehbar. Einerseits weiß sie genau um die Gefühle von Cameron, ist aber in dieser Hinsicht sehr egoistisch und verletzt ihn dadurch zutiefst. Das zog sich ziemlich in die Länge, nur um auf einmal durch ein Gespräch mit ihrem Gramps wieder in Ordnung zu kommen. Das passte für mich nicht so ganz, weil ich es einfach nicht verstanden habe, denn Cameron traf keine Schuld. Auch wenn man weiß, wie es letztendlich ausgeht, ist das Ende trotzdem total bewegend und süß verlaufen.
Dagmar Bittner hat die jeweiligen Charaktere super dargestellt. Die unterschiedlichen Stimmlagen, auch die Stimmung selber, jede Stimme passte zu den Personen und hat dadurch die Geschichte total unterhaltsam gemacht. Es ist wirklich ein angenehmes Hörerlebnis gewesen und das besondere Thema ist bis auf ein paar Schwachstellen super umgesetzt worden.
Cover und Titel passen daher super, die Gebrochenheit spürt man in vielen Bereichen, doch wie ein Zitat in der Geschichte lautet: Mit den richtigen Menschen an deiner Seite kann jeder Himmel schön sein, ein strahlend blauer, ein wolkenverhangener, ein Gewitterhimmel-jeder. Und das stimmt- egal wie schlimm einen das Leben auch trifft, die Lieblingsmenschen bringen wieder Licht ins Leben.