Sehr emotionaler Roman mit interessantem Thema…

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Dieses Cover ist ein Traum und spiegelt die Stimmung dieses Buches wirklich perfekt.

Nachdem Hazel die Nachricht über den Tod ihres Freundes erhält, flieht sie auf die Farm ihrer Großeltern. Dort fühlt sie sich wohl und sicher. Doch nach und nach kämpft sie sich in ihr altes Leben zurück und muss sich neuen Herausforderungen stellen. Eine davon ist Cameron, der an ihrem Gebärdensprachenunterricht teilnimmt. Hazel ahnt nicht, welches Geheimnis Cameron hat, das direkt mit ihrem Schicksal verbunden ist. Wird sie dieses Geheimnis entzweien oder werden sie es gemeinsam überwinden?

Hazel ist eine super sympathische junge Frau, die neben ihrem Studium Gebärdensprachenunterricht gibt. Der Tod ihres Freundes hatte ihr den Boden unter den Füßen weggerissen, doch sie will und kann nicht aufgeben. Sie muss für ihren kleinen Bruder da sein und so kämpft sie sich Schritt für Schritt voran. Sie gibt niemanden einfach auf, sondern müht sich, alle so kennenzulernen und zu sehen, wie sie tatsächlich sind und sie bestmöglich zu unterstützen. Zwar hatte Hazel ein paar Momente der Traurigkeit/Niedergeschlagenheit, aber ich habe sie trotzdem als super starke Frau und sehr positiv wahrgenommen. Sie ist in ihrem Wesen ein Sonnenschein. Sie nimmt alle Hürden, die sich ihr in den Weg stellen, findet immer wieder neue Lösungen und beschützt ihre Lieben wie eine Löwin. Ich fand Hazel sehr authentisch und sie hat eine großartige und nachvollziehbare Entwicklung durchgemacht.

Cameron mochte ich auch gleich. Zwar wirkt er anfänglich etwas griesgrämig, aber nachdem man dann erfährt, was ihm zugestoßen ist, konnte ich ihn in seiner Art verstehen. Aber auch Cameron kämpft sich langsam ins Leben zurück. Und es gelingt ihm mit Hazel an seiner Seite deutlich besser. Anfänglich scheint er sich selbst sein Glück nicht zu gönnen, aber er erkennt seine Chance und merkt, wie gut Hazel ihm tut. Nur muss er ihr dann noch etwas beichten, was nicht nur die Beteiligten völlig überrascht hat, sondern auch mich. Das war aber sowas von emotional und hat mich sehr berührt. Camerons Entwicklung ist aus meiner Sicht ebenfalls super gelungen und macht ihn mit der Zeit immer sympathischer.

Auch alle anderen Figuren haben mir sehr gefallen. Hazel kleiner Bruder ist ein Sonnenschein, wie sie und hat gelernt mit seinem Handicap zu leben. Hazels Großvater ist einfach nur zum Knuddeln und fast hätte ich gedacht, das liegt wohl in der Familie, aber bei Hazels Mutter muss irgendetwas schief gegangen sein. Zwar fand ich ihre Sorge durchaus authentisch, aber leider hat sie diese nicht im Sinne ihrer Tochter, sondern nur für sich selbst. Schon etwas befremdlich. Camerons Familie fand ich auch toll und da schließe ich seinen besten Freund ein. Die Mutter ist allerliebst und man fühlt ihre Liebe zu ihrem Sohn. Krass!
Und bitte lernt die Esel kennen ;)

Die Handlung hat mir auch sehr gut gefallen. Es wurde eine ansteigende Spannungskurve mit vielen kleineren und größeren Konflikten und überraschenden Wendungen entwickelt. Mich hat es durchweg im Buch gehalten, weil ich immer wissen wollte, wie es weitergeht und ob Hazel und Cameron glücklich werden. Die gewählten Themen fand ich super bearbeitet. Ganz besonders interessant fand ich aber alles rund um die Gebärdensprache, also auch, wie sich jemand fühlt, der diese neu lernen muss und sich in seiner neuen Welt zurechtfinden muss. Auch das hat mich sehr bewegt. Und auch das Ende hat es in sich, war aber ganz nach meinem Geschmack und hat mich zufrieden zurückgelassen.

Der Schreibstil ist wundervoll. Alles liest sich sehr angenehm und flüssig, aber auch sehr harmonisch, trotz der teils schwierigen und sehr belastenden Themen. Der Ausdruck passt prima zur Geschichte und ins Genre. Die Dialoge sind unterhaltsam und authentisch und passen zum Charakter der jeweiligen Figur. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen haben mich ins Buch gezogen, so dass ich voll in dieser Welt drin war. Auch die prickelnden Szenen fand ich sehr gelungen und nicht zu ausschweifend. Und die Darstellung der emotionalen Ebene war für meinen Geschmack perfekt. Ich konnte mich in die Figuren hineinversetzen, konnte sie in ihrem Handeln nachvollziehen und habe mit ihnen mitgefiebert, mitgelitten und mich auch mit ihnen gefreut. Ein wirklicher Lesegenuss.

Von mir erhält dieses Buch eine ganz klare Leseempfehlung (5/5 Sterne), weil es eine sehr bewegende Geschichte ist, weil ein interessantes, recht seltenes Thema bearbeitet wird und weil sich alles einfach so echt angefühlt hat. Aber allein wegen des Schreibstils hätte es sich gelohnt dieses Buch zu lesen. Kritikpunkte habe ich keine.

Vielen Dank an Sarah Stankewitz und den FOREVER-Verlag für diese Geschichte.