Sozialtristesse par excellence
Dass "Shuggie Bain" den Booker Prize gewonnen hat, kommt nicht von ungefähr: Es dürfte wohl nur alle Jubeljahre einmal vorkommen, dass ein derart direktes und packendes Drama das Licht der Welt erblickt. Fernab von Träumen und Harmonie schickt uns Douglas Stuart in die triste Welt der schottischen Arbeiterklasse, direkt hinein in die verrohten Zustände einer Gemeinschaft, die jeden Penny zweimal umdrehen muss und für Liebe und Zuneigung nur wenig Muße hat. Ganz in der Tradition der sozialkritischen angelsächsischen neuen Welle nimmt "Shuggie Bain" kein Blatt vor den Mund und ist in all seiner Grobheit schwer zu lesen und zu ertragen. Doch das ist Absicht, und auch der Wunsch nach Katharsis. Wer sich durchkämpft, kommt gereinigt und mit klarem Blick am anderen Ende wieder raus. Reife Leistung und zurecht als Meisterwerk gefeiert!