Trostlosigkeit legt sich schwer aufs Herz

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
flausenherz Avatar

Von

Vom letztjährigen Booker Prize Gewinner habe ich schon viele begeisterten Töne gehört und mit dieser Leseprobe bin ich noch neugieriger auf das gesamte Buch geworden.

Der Autor zeichnet hier eindrücklich die harte, trostlose und schäbige Lebensrealität der Arbeiterklasse im Glasgow der 1980er Jahre. Dabei sticht Agnes als Kontrast zu ihrer Umgebung heraus - sie möchte tanzen und strahlen und hat Sehnsucht nach der Zeit, in der noch alles möglich war. Dies blitzt immer wieder zwischen den Zeilen durch und gab mir einen nuancierten Eindruck der Protagonistin - der Wunsch des Ausbrechens, des "Fliegens", die Gefahr des Aufpralls in Kauf nehmend. Die verschiedenen Szenen wurden eindrücklich geschildert - ich habe mich in diesem stickigen Zimmer mit den Frauen befunden, den Luftzug gespürt, die Atmosphäre aufgesogen. Etwas skeptisch bin ich gegenüber dem verwendeten Dialekt in der Übersetzung. Natürlich ist das eine schwierige Aufgabe, einen Akzent des Originals im Deutschen beizubehalten und dabei den richtigen Ton zu treffen - die Umsetzung finde ich hier aber (noch) etwas gewöhnungsbedürftig.

Das Cover und der Titel suggerieren, dass insbesondere die Beziehung zwischen der Mutter und ihrem jüngsten Sohn im Vordergrund stehen wird und darauf bin ich besonders gespannt, auf diesen "Shuggie Bain" junior.