Berührend

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ranke Avatar

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Der Debütroman "Shuggie Bain" von Douglas Stuart wurde im vergangenen Jahr mit dem Booker Preis ausgezeichnet, eine Ehrung, die wirklich gerechtfertigt ist.
Der Roman mit stark autobiographischen Zügen spiegelt den sozialen Brennpunkt Glasgow während der Thatcher-Ära wieder.
Shuggie ist der jüngste Sohn von Agnes und Shug Bain. Das Familienleben leidet besonders unter dem Alkoholismus von Agnes, die durch ihre Sucht ihr Leben, ihre zweite Ehe und das Leben ihrer 3 Kinder nachhaltig belastet und zerstört.
Der Vater, Shug Bain, ist Taxifahrer und somit nicht arbeitslos. Das vollkommen ungezügelte und unkontrollierbare Leben seiner Frau macht ihn zunächst gewalttätig ihr gegenüber und führt schließlich dazu, dass er Agnes ganz verlässt. Ab diesem Moment ist Agnes völlig dem Alkohol ausgeliefert. Sie und die Kinder leben von der Stütze. Agnes lebt sehr isoliert, seit die Familie bei Agnes Eltern ausgezogen ist. Die beiden älteren Kinder finden früh einen Weg aus dem zerrütteten Heim, während der kleine Shuggie alles versucht, um seine Mutter zu beschützen, was ihm jedoch nicht gelingen kann.
Im Text sind die prekären Verhältnisse und die Problematik der einzelnen Familienmitglieder sehr gut nachvollziehbar beschrieben. Mit psychologischem Feingefühl geht der Autor daran, die seelischen Abgründe der einzelnen Personen auszuloten. Das führt zu einem starken Mitfühlen und Verständnis für alle Beteiligten.
Der Buchtitel mit dem Schwarzweiß-Foto von Mutter und Sohn in inniger Umarmung wirkt sehr liebevoll und passt gut zum Inhalt des Buches.

Ein überwiegend trauriges und ergreifendes Buch - jedoch unbedingt empfehlenswert.