Der Weg nach ganz unten

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wilde hummel 1 Avatar

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Welch ein schönes Foto als Buchcover - Mutter mit kleinem Sohn im Bett in zärtlicher Umarmung und tiefem, innigen Augenblick. Aber das ist nur ein kleiner Teil der Geschichte. Douglas Stuart bringt uns in die Ära Thatcher in Glasgow, in die Zeit der Zechenschließung, der Arbeitslosigkeit, der Verarmung und der Hoffnungslosigkeit. Agnes trennt sich von ihrem ersten Ehemann, weil sie dem Taxifahrer Shug Bain verfällt. Sie nimmt die beiden Kinder aus erster Ehe mit in die neue Beziehung und von Shug ist ihr jüngstes Kind, genannt Shuggie. Agnes bindet sich an den falschen Mann, der treulos, gewalttätig und selbstsüchtig ist und sie letztendlich an den Stadtrand in eine Sozialsiedlung verfrachtet und dann verlässt. Agnes trinkt und sie trinkt immer mehr und fällt immer tiefer. Lange hält sie eine perfekt gestylte Fassade aufrecht, versucht zwischen allen Abstürzen eine gute Mutter zu sein. Shuggie übernimmt die Verantwortung für seine Mutter, strengt sich 10 Jahre lang an, um die Mutter zu retten, liebt sie bedingungslos und ist doch auch selbst ein Außenseiter in einer harten Umgebung. Er ist feminin, zart, homophil und interessiert sich nicht für Fußball und Raufereien. Ein kleiner Junge hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf die Mutter aufzupassen, das Schlimmste zu verhindern und umsorgt sie immer wieder. Shuggie, der kleine tapfere Soldat kommt bei diesen vertauschten Rollen eindeutig zu kurz. Douglas Stuart hat viel autobiografische Erlebnisse hineingeschrieben und das macht den Roman um so eindringlicher als ein Buch über die verzweifelte, überforderte Liebe eines Kindes zu seiner suchtkranken Mutter. Sozialmilieu, Arbeiterklasse und die Tristesse einer untergehenden Bergbaubranche sind der äußere Rahmen für das Scheitern einer Familie, der Alkoholsucht der Mutter als verlangsamter Tod und die unerschütterliche Liebe eines Kindes zu seiner Mutter. Ein Buch, das nachdenklich macht und lange nachklingt.