Ein Leben ohne Umwege

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schokoflocke Avatar

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" Warum müssen wir im Leben immer stillhalten und alles über uns ergehen lassen ? "

Schon als junges Mädchen wollte Agnes Bain mehr als ihre Eltern erreichen, raus aus dem ermen Arbeiterviertel und ein elegantes Leben führen. Sie wusste, dass ihr gutes Aussehen dabei helfen konnte, deswegen hat sie sehr auf ihr Äußeres geachtet. Das hat sich auch Jahre später nicht geändert, als wegen falschen Entscheidungen und falschen Männern ihre Träume zerplatzen und Agnes immer mehr in der Alkoholsucht versinkt. Für Shuggie war seine Mutter immer die schönste Frau, die er kannte. Seine älteren Geschwister, die den lebenslangen Absturz der Mutter miterlebt haben, geben irgendwann auf und versuchen sich selbst zu retten und eigense Leben zu führen. Nur Shuggie verliert nie die Hoffnung, dass Agnes wieder gesund wird, auch wenn er begreift, dass sie wahrscheinlich nie mit dem Trinken aufhören wird, bleibt er bis zum Schluss bei ihr und versucht zu helfen.
"Ich hab das Gefühl, genau das wollen Alkis eigentlich. Sterben, meine ich, sie nehmen nur den Umweg "
Dieses Buch ist nicht leicht zum lesen, weil es tieftraurig und herzbrechend ist. Schonungslos und ohne Filter zeigt der Autor die schlimmen Folgen einer Sucht und die Auswirkung auf die ganze Familie. Besonders schlimm fand ich, dass Agnes in dem Buch kein Einzelfall ist, als ob es normal wäre so lange zu trinken, bis man jegliche Selbstachtung verloren hat. Scheinbar versteht nur Shuggie richtig, dass diese Sucht eine Krankheit ist und seine Mutter Hilfe braucht oder aber er ist der Einzige, der für diese Hilfe bereit ist alles zu opfern. Mit seiner bedinungslosen Liebe ist Shuggie ein einziger Lichtstrahl in diesem trostlosen Roman, es tut aber in der Seele weh, dass ein Kind so etwas erleben musste ( und damit meine ich nicht nur das Buch).
Douglas Stuart hat ein großartiges Debüt geschrieben und mich wundert es überhaupt nicht, das er dafür den Booker Preis bekommen hat, weil es eine hochemotionale und authentische Geschichte ist, die ich zwar schwer erträglich, aber gleichzeitig sehr lesenswert fand.