eine wahnsinnig bewegende Geschichte - mein Highlight 2021

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herrfabel Avatar

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Wenn man mich nach meinen Lieblingsbüchern des letzten Jahres fragen würde, wäre "Shuggie Bain" von Douglas Stuart (in der Übersetzung von Sophie Zeitz) eins der ersten, die mir da in den Sinn kommen. Dieses Buch enthält so eine besondere, wahnsinnig intensive und tragische Geschichte und hat mich gedanklich wirklich sehr lange beschäftigt. Teils von der Härte seiner eigenen Vergangenheit inspiriert, hat Douglas Stuart einen Debütroman geschrieben, in der er das tragische Schicksal einer Familie aufgreift, die im Laufe der Zeit durch die Alkoholsucht der Mutter nahezu in den Ruin getrieben wird. Agnes wurde von den Männern in ihrem Leben verlassen, gebrochen und in die Abhängigkeit getrieben. Ihr Sohn Shuggie erzählt hier von seinem Leben, seinen tragischen Erlebnissen; er erzählt vom einstigen Stolz der Mutter, ihrem Umzug der Familie von Glasgow in eine abgehängte Arbeitersiedlung nach Pithead, dem weiteren Absturz und dessen Folgen.

"Wenn Shuggie sie jetzt trinken sah, wusste er, dass sie es nicht tat, um sich zu amüsieren. Sie trank, um sich zu vergessen, weil sie keinen anderen Weg kannte, um den Schmerz und die Einsamkeit loszuwerden."

Wahrscheinlich wiederhole ich mich nun zum zigsten Male, aber diese Geschichte um Shuggie und seine Geschwister, seine Mutter Agnes, ihr langsamer sozialer Abstieg, seine rührende Naivität und die eigenen Probleme mit sich und seinem Umfeld, sowie diese tiefe Verbundenheit zwischen Mutter und Sohn, die Hilflosigkeit und diese emotionale Schilderung lässt einfach niemanden kalt. Es ist ein Roman, der die Leser*innen in seinem Ganzen und auf unterschiedlichsten Ebenen fordert, berührt und sie bedröppelt, aber auch fassungslos zurücklässt. Diese gnadenlose Porträt einer Familie, in dem der Sohn bis zum Schluss für seine Mutter kämpft und irgendwann doch einsehen muss, dass er nichts mehr für sie tun kann, ist einfach krass. Doch das Schlimmste an dieser Geschichte ist nicht mal das Ende und auch nicht 'der Weg' dort hin, es ist das verdammte, gute Jahr - ein Jahr hat es seine Mutter geschafft trocken zu bleiben und es war wahrscheinlich die schönste Zeit in Shuggies jungem Leben, aber dann... nun ja.

"Shuggie wollte nicht mehr hier sein. Er wollte nicht so tun, als wäre es okay, mit Mädchenspielzeug zu spielen oder die schmutzigen Teiie von Jungs in der Oberschule anzufassen. Er wollte nicht wie das Limonadenmädchen sein. Er wollte nicht wie Agnes sein. Er wollte normal sein."

Eine große, bewegende Geschichte und eine noch größere Leseempfehlung von mir!