Stellenweise unfassbar bedrückend, aber zu lang

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Dieses Buch hat meine Aufmerksamkeit durch den Booker Preis und seine Präsenz auf Social Media auf sich gezogen. Dazu noch die Thematik von Alkoholismus und eine verwahrlosten Kindheit, und ich wäre eigentlich Feuer und Flamme gewesen. Da ist es schon - eigentlich. Denn so sehr ich die Szenen mochte, in denen der Alltag von Shuggie und seinen Geschwistern gezeichnet wird, das Elend seiner alkoholkranken Mutter, die ständig präsente Sucht, hat mich alles andere drum herum leider wenig abholen können. Die Backstory von Big Shug, Shuggies Vater, die tratschenden Nachbarn und deren Geschichten - all das hat mich leider nicht an das Buch fesseln können. Und so haben sich unfassbar gute mit meiner Meinung nach langweiligen, irrelevanten abgewechselt, die das Buch letztendlich unnötig in die Länge gezogen haben. Natürlich ist der historische Hintergrund wichtig, um die gesamte Story irgendwie einordnen zu können. Trotzdem hätte mir ein Shuggie Bain ohne diese oftmals langatmigen Kapitel deutlich besser gefallen.

Der Sprachstil ist mit Sicherheit nicht für jeden etwas - es wird derb! Die Charaktere reden im tiefsten Dialekt; hier wird niemand mit Samthandschuhen angefasst, vor allem nicht der Leser, der Zeuge wirklich das Herz zerreißender Szenen wird. Etwa wenn Shuggie mit dem "Montagsbuch" losgeschickt wird, um die wöchentliche Stütze abzuholen, das Geld daheim abliefert, und die Mutter davon nur Alkohol kauft und 2, 3 Konserven.

Definitiv kein Buch für jeden, dennoch im Großen und Ganzen zu empfehlen!