Über die Kindheit mit einer alkoholkranken Mutter

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Durch die Spanplatte konnte er dem glockenkurvenartigen Absturz ihrer Laune lauschen. Er fragte sich, wie lange es noch dauerte, bis sie wegdämmerte und er sich ausruhen konnte. (353)

Glasgow in den 80er Jahren - hier lebt der kleine Shuggie mit seiner Mutter Agnes und seinen Geschwistern. Die Familie ist arm, der Vater gewalttätig, die Mutter alkoholabhängig. Doch der kleine Shuggie liebt seine Mama über alles und beschließt, immer für sie da zu sein. Während Agnes’ Alkoholsucht immer mehr Raum einnimmt, bis sie alles und jeden erstickt, muss Shuggie auch noch mit seinen eigenen Problemen fertig werden. Denn er wird von den anderen gehänselt und hat in der Umgebung keine Möglichkeit seine Persönlichkeit zu entfalten.

So grausam und elend die Welt sich hier auch darstellt - „Shuggie Bain“ ist ein wundervolles und sehr zartes Buch über die Liebe eines Sohnes zu seiner suchtkranken Mutter. Unter diesen Umständen muss der kleine Shuggie viel zu früh erwachsen werden und Verantwortung übernehmen.

Douglas Stuart schafft es durch Perspektivwechsel, die dennoch alle dem Blick der Hauptfigur untergeordnet sind, uns Shuggies Leben und seinen Kampf gegen den Alkoholismus zu erzählen. Shuggies eigene Wünsche und Probleme verlieren sich vollkommen.

Armut, Elend, Gewalt und die Suchterkrankung werden in diesem Roman sehr intelligent analysiert. Und nicht zuletzt ist die Mutter-Kind-Beziehung, die durch diese Umstände in Schieflage gerät, herausragend dargestellt.

Am Ende muss auch Shuggie erkennen, dass er seiner Mutter nicht helfen kann. Und dass es Zeit für ihn wird sich zu lösen und sein eigenes Leben zu leben.

Sie wird nicht wieder gesund. Wenn die Zeit reif ist, musst du gehen. Das einzige, was du tun kannst, ist dich selbst zu retten. (410)