Aufgewärmt schmeckt eigentlich nur Gulasch...

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leseeule Avatar

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Was wäre, wenn man nur sieben Chancen im Leben bekommt, den richtigen Partner zu finden?
Esther jedenfalls glaubt an diese Theorie. Endlich hat sie eine Erklärung dafür gefunden, warum es beziehungstechnisch einfach nicht bei ihr klappen will und jedes Date in einer Katastrophe endet. Eigentlich ist sie ja glücklich in ihrer kleinen WG mit ihren besten Freundinnen und ihrem Job. Trotzdem ist da die Sehnsucht nach einer festen Partnerschaft. Und so kurz vor ihrem 30. Geburtstag beginnt ihre biologische Uhr immer lauter zu ticken. Wild entschlossen daran etwas zu ändern, macht sie sich auf die Suche nach ihren sieben Ex-Partnern, da einer von ihnen schließlich ihr Mann fürs Leben sein muss. Mir gefiel der Einstieg in die Geschichte sehr und ich mochte Esther und ihre verrückten Freundinnen sofort. Nach den ersten Kapiteln, erwartete ich eine schräg-sarkastische Mischung aus Sex and the City und How I met your Mother. Die Grundidee war wirklich toll und mal etwas ganz anderes. Der Schreibstil war angenehm locker und hatte stellenweise einen wirklich trockenen Humor. In Rückblenden erhält man Einblicke, wie die jeweiligen Beziehungen abliefen und woran es letztendlich scheiterte. Hierbei bekommt man aber zunächst nur Esthers subjektive Wahrnehmung gezeigt, die sich erst im Laufe der Handlung aufklärt. All dies hätte den Roman zu einem echtem Sommerhighlight für mich machen können.
Doch leider hielt meine anfängliche Begeisterung nicht sehr lange. Das Problem lag einfach an der Protagonistin selbst, die in meinen Augen alles ruiniert hat. Von Kapitel zu Kapitel kristallisierte sich immer mehr ihr nerviger Charakter heraus. Anfangs hatte ich noch Mitleid mit Esther, da man schon merkte wie sehr ihr die fehlende Nähe eines Partners zusetzte. Doch je mehr ich von ihr und ihren früheren Beziehungen erfuhr, desto mehr konnte ich verstehen, warum sie immer noch Single war. Betrachtet man die Rückblicke genauer, lässt sich erkennen, dass Esther die Hälfte ihrer Beziehungen eigentlich selbst torpediert hat, da sie mit sich selbst nicht im Reinen war. Ihre stetige Unentschlossenheit und das ständige Hineininterpretieren in alles und jeden war furchtbar anstrengend. Aber nicht nur ihr Beziehungsverhalten machte Esther mir so unsympathisch. Auch als beste Freundin war sie für mich eine unglaublich toxische Person. Sie verrennt sich so sehr in ihre Mission und stellt dafür alles hinten an. Nicht nur, dass sie dadurch vollkommen blind für die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen wird, auch verlangt sie die bedingungslose Unterstützung ihrer besten Freundinnen. Sie verhält sich ihnen gegenüber unfassbar egoistisch und absolut selbstgerecht. Esther badet förmlich in Selbstmitleid und erwartet ihre ständige Anteilnahme. Verhalten sich die anderen nicht so wie gewünscht, dann benimmt sie sich wie ein trotziges Kind, ist nachtragend und wird dann regelrecht verletzend. Sie gönnt wirklich niemandem sein Glück und empfindet alles persönlichen Angriff. Und dass sie am Ende immer noch jeder lieb hat, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Die sogenannten Running Gags machten das Ganze auch nicht besser und gingen mir nach kurzer Zeit wirklich auf die Nerven. Ich war oft davor dieses Buch abzubrechen, da ich beinahe ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln hatte. Doch leider war ich zu neugierig darauf, wer am Ende an ihrer Seite stehen wird. Im Nachhinein hätte es auch gereicht, bis zum letzten Kapitel vor zu blättern. Mit dem Ausgang ihrer Suche konnte ich mich dann wieder anfreunden. Und auch ihr Blick auf dieses ganze Thema hat sich stark weiterentwickelt. Am Ende wirkte die Geschichte auf mich weniger wie eine Liebesgeschichte, als eine Auseinandersetzung mit Esthers eigener Vergangenheit. Man könnte eigentlich sagen, dass alles in ihrer Vergangenheit seinen Sinn hatte. Ohne all diese kleinen und großen Begebenheiten, wäre sie nicht dort wo sie jetzt ist.
Zwischen all den Peinlichkeiten kamen auch gesellschaftskritische Themen zur Sprache, in Verbindung mit wirklich tiefgründigen Gedanken. Auch wenn es wichtig diese anzusprechen, wirkten diese ernsten Worte in all dem kindischen Kontext leider irgendwie deplatziert.
Das Beste an diesem Buch war in meinen Augen einfach der Prolog. Jedes einzelne Wort strahlte so viel Sehnsucht und Hoffnung aus, dass es mich tief berührte. Ich wünsche jedem, der es auch möchte, diesen besonderen Menschen zu finden, bei dem solche Gedanken der Vergangenheit angehören.
Mein Fazit zu der ganzen Geschichte ist leider nicht so wie gehofft. Die Idee, der Aufbau und Schreibstil waren echt gut aber die Protagonistin machte leider alles zunichte. Solch eine Freundin wünsche ich niemandem.