Feminismus Adieu

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zopfmadame Avatar

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Die Prämisse von "Sieben Männer später" hat sich nach einer lustigen, leichten Geschichte für Zwischendurch angehört. Esther ist knappe 30 Jahre alt, single und hat beim Dating wirklich immer Pech. Als sie über einen Zeitungsartikel stolpert, welcher besagt dass jede Frau sieben Beziehungen in ihrem Leben hat und eine von diesen ihre wahre Liebe ist, beschließt sie, ihre sieben Exfreunde nochmal aufzusuchen mit dem Ziel, den Märchenprinz zwischen den Fröschen zu finden.

Zugegeben, bei dieser Ausgangssituation darf man sich kein hochfeministisches Werk erwarten, die Darstellung des Frauenbildes in Lucy Vines Roman hat mich aber dennoch dermaßen erschüttert, dass ich beim Lesen aus dem Kopfschütteln teilweise gar nicht mehr herausgekommen bin.

Das Cover war wohl das, was mich am meisten an diesem Buch begeistert hat. Die detailreiche Gestaltung ist nicht nur schön anzusehen, im Laufe der Geschichte beginnt man auch zu verstehen, warum welche Elemente gewählt wurden. Ich hatte viel Spaß daran, beim Lesen immer wieder auf die Coverzeichnungen zurückzuschauen und diese im Kontext der Geschichte zu betrachten.

Der Schreibstil ist passend zum Genre locker und leicht, ohne viele Schnörkeleien. Der Humor in dem Buch ist sicherlich nicht jedermanns Sache da teilweise doch ziemlich derbe Aussagen getätigt werden; mich persönlich hat das aber nicht weiter gestört. Gut gelungen fand ich die immer wieder eingebauten "Popkultur-Referenzen", welche die Geschichte in einen zeitlich aktuellen Rahmen gebettet haben.
Cover und Sprache fand ich also durchaus angemessen, kommen wir nun zu den Punkten, warum ich dem Buch nur zwei Sterne gegeben habe.

Leider gab es in dem gesamten Buch kaum Figuren, die ich sympathisch fand. Die Exfreunde sind dermaßen flache Stereotypen dass sie eigentlich nur den Schatten eines Charakters zeigen. Auch die Protagonistin Esther ist nicht besser. Ihre "sieben Männer Mission" verfolgt sie ohne Rücksicht auf die Gefühle ihrer Mitmenschen zu nehmen, egal ob es sich hier um die Exfreunde oder ihre Freundinnen handelt. Esthers Versuche, auf Biegen und Brechen romantische Gefühle für ihre Verflossenen heraufzubeschwören, kann man schon als "verzweifelt" beschreiben. Beim Lesen hatte ich nicht das Gefühl, dass es sich hier um eine knapp 30 Jahre alte Frau handelt, sondern eher um eine unreife und unreflektierte Fünfzehnjährige. Dies spiegelt sich auch in der Freundschaft mit Bibi und Louise wieder. Dauernd war eine von den dreien eifersüchtig, weil die beiden anderen etwas ohne ihr unternommen oder besprochen haben. Über dieses kindische Verhalten konnte ich mit der Zeit nur noch mit den Augen rollen.

Die Handlung an sich hätte durchaus Potenzial gehabt, unterhaltsam zu sein. Natürlich war der Verlauf der Geschichte schon von Anfang an recht klar, aber das ist im Rom-Com Bereich ja oft so, dementsprechend hat mich das nicht gestört. Es gab sogar den ein oder anderen Plot-Twist, welcher mich dann doch positiv überrascht hat. Der Grundbaustein für eine leichte Sommerlektüre wäre also durchaus vorhanden gewesen, mich persönlich haben aber die ober schon beschriebenen Charaktermängel so sehr gestört, dass ich die Geschichte nicht genießen konnte. Des weiteren konnte ich mit diversen Themen (zum Beispiel dem absolut nicht vorhandenen Feminismus/dem veraltete Frauenbild, der Verantwortungslosigkeit von Esther bezüglich ihrer Arbeit und dem fraglichen Alkoholkonsum der Freundinnen) absolut nicht d'accord gehen - auch wenn diese für manche sicher zum Genre dazu gehören.

"Sieben Männer später" ist ein Buch für alle, die noch einmal in das Rom-Com Feeling der 2000er eintauchen möchten und dabei über diverse Missstände der damaligen Frauen- & Datingkultur hinwegsehen können. Für mich war die Geschichte - obwohl sie in den 2020ern spielt - und viele darin getätigte Aussagen einfach nicht mehr zeitgemäß.