Gibt es wirklich nur sieben Lieben im Leben?

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justm. Avatar

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Aufgrund eines Artikels in einer alten Frauenzeitschrift ist Esther der Meinung die sieben Lieben ihres bisherigen Lebens noch ein Mal aufsuchen zu müssen, denn sie ist plötzlich überzeugt davon, daß eine dieser Lieben aus ihrer Vergangenheit auch DIE EINE für ihre Zukunft sein muß.

Eigentlich ist die Prämisse für das Buch ganz nett (ja ja, ich weiß "kleine Schwester" und so), wenn auch ein wenig, man könnte schon dümmlich sagen, und oberflächlich, aber das versuchen "Frauenromane" uns ja gerne mal als "genial" zu verkaufen. Egal. (Oder auch nicht.)
Sieht man darüber hinweg, könnte es dennoch eine gute Geschichte werden. Wenn, ja wenn, sich Hauptfigur Esther nicht dermaßen in ihre "Mission" hineinsteigern würde, daß sie beinahe schon unerträglich wird.

Irgendwie läßt Autorin Lucy Vine ihre Hauptfigur über große Teile der 430 Seiten nicht sonderlich sympathisch erscheinen. Und unsympathische Hauptfiguren machen es einem als Leser*in immer schwer(er).

Ich wollte dieses Buch wirklich mögen, gerade auch, weil Freundschaft hier keine unerhebliche Rolle spielt - und solche Bücher mich eigentlich immer kriegen - aber die Tatsache wie Esther mit ihren Freundinnen umgeht, ist irgendwann wirklich nicht mehr lustig.
Dabei versucht Vine ein ums andere Mal auch einen humorigen Ton anzuschlagen, der aber leider nicht immer wirklich zündet.
Und viel zu oft konnte ich Esthers Meinungen und Gedankensprüngen nicht folgen bzw. sie einfach nicht verstehen. Was es dann noch schwerer machte sie als Hauptfigur zu mögen.

Dabei war Vines Schreibstil wirklich modern, an einigen Stellen zwar beinahe schon krass (aber ok, damit kann ich leben), und leicht zu lesen, so daß man das Buch schnell durch hat. Aber so wirklich packen konnte mich die Geschichte, so gern ich es auch wollte, leider nicht.

Das soll nicht heißen, daß das Buch schlecht war. Das war es nicht.
Die Autorin hat nur leider versucht zu viele Themen der heutigen Zeit von Liebe in Zeiten von Dating-Apps, Dating während der Pandemie über Feminismus hin zu Übergriffen am Arbeitsplatz, MeToo und toxischen Beziehungen usw. usw. in eine einzige Geschichte bzw. auf eine Figur zu übertragen, ohne dabei all diesen (wichtigen) Themen wirklich gerecht werden zu können.

So wurde es eine bunte Geschichte mit vorhersehbarem Ende, die lediglich an einer einzigen Stelle wirklich überraschen konnte, ansonsten aber doch eher ein wenig zu gewollt daherkam und trotz Weiterentwicklung und Selbsterkenntnis der Protagonistin letztlich leider belanglos war.