Sprachgewaltig!

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"Psychologisch so raffiniert und abgründig wie nie zuvor – der atemberaubend spannende Auftakt zu Arne Dahls gefeierter neuer Serie!" - mit diesem Zitat wird unter dem Bild des neuen Romans auf der Vorablesen-Seite für das neue Buch des schwedischen Bestseller-Autors geworben.

Es brauchte nicht eine Seite Lektüre , um zu merken, dass Arne Dahl mit diesem ersten Band seiner neuen Krimireihe definitiv einen "atemberaubend spannenden Auftakt" geschaffen hat.

Auch wenn inhaltlich in den vierzehn Seiten der Leseprobe noch nicht zu viel verraten wird und man zunächst nur erfährt, dass es um die Ermittlungen des Kommissars Sam Berger in dem Fall des Verschwindens einer jungen Gymnasiastin geht, zeigt sich die erzähltechnische und sprachliche Kraft von der ersten Seite des Romans an:

Das erste Kapitel ist, anders als die nachfolgenden, nicht mit Datum und Zeit versehen, sodass man nicht weiß, ob es sich bei der Fortrennen der Figur, die allerdings nicht näher beschrieben wird, um eine Art Prolog handelt oder ob dies zeitgleich geschieht.
Kapitel 2 und 3 beinhalten genaue Datums- und Zeitangaben, was die Hast und Eile und den Druck, der auf dem Ermittler lastet, verdeutlicht.

Die eine Hauptfigur, Sam Berger, wird in der Leseprobe schon eingeführt. Der Kommissar hat Probleme mit seinem Vorgesetzten, der ihn ironisch als "Superbullen" (Seite 9 ) bezeichnet, ihm unterstellt, konsequentes Denken gehöre nicht zu seinen Strärken (ebd), und ihm mit der Suspendierung droht. Mit seiner Kollegin Desirée Rosenkvist, die er Deer nennt, - ein weiterer Punkt, den sein Vorgesetzter nervt, versteht er sich aber gut.... - und überhaupt bekommt man als Leser/in einen gänzlich anderen Eindruck von Sam Berger- nämlich den eines engagierten Polizisten, der hartnäckig die Spuren seiner Fälle verfolgt und sehr intuitiv, aber gleichzeitig mit analytischem Verstand agiert. Es wird deutlich, dass er als vielschichtige Figur angelegt ist. Das schafft Vorfreude, ihn in diesem Band kennenzulernen und seine Weiterentwicklung in Folgebänden "miterleben" zu dürfen. Die in der Vorinfo angekündigte Partnerin Molly Blom wird in der Leseprobe allerdings noch nicht eingeführt.

Die sprachliche Kraft entsteht durch die Vielzahl an Attibuten, Metaphern, Vergleichen und Personifikationen , die einen sofort in den Bann dieser grauenhaften Ermittlungen ziehen: " Da durchdrang ein Schrei den Lärm des Unwetters. Aber er klang nicht menschlich. Dann veränderte sich der Laut, war jetzt eher fassungslos als leidend. Der Klang reiner Todesangst." (Seite 2) / " Das Licht der Taschenlampen offenbarte ein kaltes und karges Wohnzimmer, dann ein klinisch sauberes, kleines Schlafzimmer und eine blankgescheuerte Küche. Es roch nach gar nichts. Die Küche erstickte die letzte Hoffnung." (Seite 3).
Ein weiteres rhetorisches Mittel zum Spannungsaufbau: die verkürzte Syntax: " Keine Vorrichtung für eine Selbstschussanlage. Dann wurde die Luke geöffnet. Ein Knirschen. Eine Staubwolke. Stille." (Seite 3) / " Der Geruch wurde immer stärker. Eine Mischung. Exkremente. Urin. Eventuell auch Blut. Aber kein Verwesungsgeruch. Keine Leiche." (Seite 4).

Diesen "psychologisch so raffinierten und abgründigen (...) und atemberaubend spannenden Auftakt zu Arne Dahls gefeierter neuer Serie!" würde ich gern sofort weiterlesen!