Weihnachten in Familie, mal anders

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marielle Avatar

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Ich glaube, von idyllischen Feiertagen kann bei dieser Familie diesmal nicht die Rede sein. Wenn es so etwas überhaupt schon mal gab und man denn eigentlich von "Familie" sprechen kann. Denn die einzelnen Mitglieder scheinen sich schon vor langer Zeit entfremdet bzw. teilweise noch nie so recht Zugang zueinander gefunden zu haben.
Die älteste Tochter Olivia ist als Ärztin bereits seit Jahren in den Krisenherden der Welt unterwegs und war seitdem kaum noch zu Hause. Geschweige denn, weiß sie wie alt ihre jüngere Schwester Phoebe nun genau ist.
Diese wiederum, gilt als Daddys Lieblingstochter und hat gerade einen Heiratsantrag erhalten. Dabei scheint aber der finanzielle Aspekt der Ehe mehr Gewichtung als der Zukünftige selbst zu erhalten.
Die Mutter Emma verschweigt eine Krebserkrankung, um das Zusammentreffen nicht zu gefährden und hat sich mit ihrer eingefahrenen Ehe arrangiert.
Das Familienoberhaupt, der steife und herablassende Restaurantkritiker Andrew erscheint am unsympathischsten und weiß scheinbar nicht viel mit den anderen anfangen zu können. Ist er doch selber ohne Vater aufgewachsen.
So könnte man von einer typischen britischen Familie der höheren Gesellschaft sprechen in der jeder sein Geheimnis trägt und dem nächsten etwas verschweigt.
Für den emotionalen Zusammenhalt dürfte daher Jesse sorgen. Der leibliche aber bisher unbekannte Sohn aus einem lange zurückliegenden One Night Stand. Mit seiner unvoreingenommenen und offenen Art wird es an ihm sein das ein oder andere zu hinterfragen und hoffentlich die übrigen zum Nachdenken und zur Selbstreflexion anzuregen.
Für einen Debütroman fand ich die Tiefe der Story und Personen schon mal beachtlich. Auch den Schreibstil und die Unterteilung der Kapitel in denen man jeden "Hauptdarsteller" und seine persönlichen Motive geschickt einfängt, bisher sehr lesenswert.