Weihnachtszeit - Familienzeit

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marialein Avatar

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Olivia ist Ärztin und behandelt in Liberia Menschen, die an dem gefährlichen Haag-Virus erkrankt sind. Um ein Ansteckungsrisiko zu vermeiden, ist ihr der Körperkontakt zu den anderen Ärzten eigentlich verboten, aber als sie Sean kennen lernt, ist sie zum ersten Mal in ihrem Leben unvernünftig und lässt sich auf eine Beziehung mit ihm ein.

Weihnachten verbringt sie dann mit ihrer Familie auf dem Familienwohnsitz. Dabei dürfen eine Woche lang weder sie noch ihre Eltern und ihre Schwester Phoebe das Haus verlassen, für den Fall, dass Olivia mit Haag infiziert ist. Keine sehr angenehme Angelegenheit, wenn jedes Familienmitglied seine kleinen und großen Geheimnisse zu verbergen versucht. Die Mutter Emma hat gerade eine Krebsdiagnose bekommen, will aber die Festtagsstimmung damit nicht ruinieren und schweigt. Phoebe hat sich gerade verlobt, will sich aber nicht eingestehen, dass sie sich ein gemeinsames Leben mit dem Auserwählten eigentlich gar nicht vorstellen kann. Olivia erfährt, dass Sean mit Haag infiziert wurde, behält ihre Beziehung zu ihm jedoch weiterhin geheim. Und Andrew erhält eine E-Mail von seinem leiblichen Sohn Jesse, den er Jahre zuvor bei einem One Night Stand im Libanon gezeugt hatte. Dieser ist in den USA aufgewachsen und beschließt, seinem leiblichen Vater über Weihnachten einen Besuch abzustatten.

All das ergibt eine hochexplosive Kombination aus verrückten Zufällen, Geständnissen und bösen Überraschungen. Die Familie hockt so eng aufeinander, dass doch nichts verborgen bleibt und Jesse, der Überraschungsgast, macht das Chaos schließlich perfekt – vorerst. Schnell wird jedoch klar, dass diese Quarantäne, diese offene Aussprache, und dieser Außenseiter, der doch sehr schnell Teil der Familie wird, genau das sind, was sie gebraucht haben. Ein hundertprozentiges Happy End bleibt zwar leider aus, aber jeder Charakter hat zum Schluss eine Verwandlung durchgemacht, die die Voraussetzungen für ein besseres, glücklicheres Familienleben schaffen.

Die Geschichte ist sehr gelungen konstruiert, da immer wieder ein neues kleines Drama eingebaut wird, das der Handlung eine neue Würze verleiht. Die dramatische Wendung am Ende hätte meiner Meinung nach allerdings nicht sein müssen, das war dann doch zu viel und zu unerwartet. Vielleicht hätte es aber besser in die Geschichte gepasst, wenn der Leser zuvor mehr Konkretes über das Haag-Virus erfahren hätte.

Die wechselnde Erzählperspektive funktioniert hier sehr gut. Auch die Charaktere sind insgesamt glaubwürdig dargestellt; nur Phoebe fand ich manchmal doch ein bisschen übertrieben oberflächlich, etwas realistischer hätte es schon sein dürfen.

Alles in allem ein gut geschriebener, unterhaltsamer Roman, der einen gut auf die Weihnachtszeit einstimmt und einem vor Augen führt, dass Weihnachten nicht umsonst das Fest der Familie ist.