Eine Frau am Abgrund

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chrisbusch Avatar

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Dieser Roman hat mich sehr berührt. Die Ich-Erzählerin in diesem Buch stellt ihr ganzes bisheriges Leben in Frage. Denn dieses Leben, daß sie bis zu dem Zeitpunkt für ganz in Ordnung hielt, bekommt immer mehr Risse. Ihr neues Buch bereitet ihr Probleme. Die Sorgen um ihren Stiefvater Siegfried nehmen überhand. Die Beziehung mit ihrem Partner, mit dem sie eine Tochter hat, eskalieren immer mehr.
Eines Tages macht sie sich auf den Weg in die Psychiatrie. Dort gibt es mit Sicherheit jemanden, der ihr helfen wird, das Chaos zu beseitigen.
Während sie darauf wartet, mit jemand reden zu können, erfährt man mehr über das Leben der Erzählerin.
Ihr Stiefvater ist schon seit ihrer Kindheit der Mittelpunkt. Sehr erfolgreich, sehr dominant und bis in ihr jetziges Leben sehr präsent. Man lernt Hilde, die Mutter von Siegfried kennen, bei der sie oft Zeit verbringt, wenn ihr Stiefvater und ihre leibliche Mutter auf Reisen sind.
Man lernt auch die Geheimnisse kennen, die sich hinter der Fassade verbergen. Die Gewalt, über die nur geschwiegen wurde. Was sich hinter verschlossenen Türen zugetragen hat, wurde nie angesprochen. Es wurde regelrecht verbannt.
Ich glaube, daß ist auch der Grund, warum die Erzählerin es jedem Recht machen will. Nur nicht anecken, alles schönreden und nie auffallen.
Die Autorin hat hier sehr gut dargestellt, wohin es führen kann, wenn man immer nur die Augen verschließt. Wenn alles totgeschwiegen wird. Wenn die Scham und die Angst größer ist und man sein eigenes Ich immer nur versteckt.
Das Ende stimmte mich ein wenig traurig. Ich hätte mir für die Erzählerin etwas anderes erhofft. So blieb ich etwas ratlos zurück, was die Erzählerin denn nun mit ihrem weiteren Leben anfängt.
Ein sehr tiefgründiger Roman den ich wirklich empfehlen kann.