Hilde

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Eine namenlose Ich-Erzählerin erkennt an einem Morgen, dass ihr alles über den Kopf wächst und sie einfach nicht mehr weiter kann. Also lässt sie alles stehen und liegen – sogar Schuhe und Handtasche – und fährt in die Psychiatrie, um sich dort helfen zu lassen. Auf dem Weg und im Wartezimmer zieht quasi ihr ganzes Leben an ihr vorbei. Ein Leben, das sehr freudlos und vor allem lieblos war.

Der Anfang war sehr vielversprechend. Nicht einfach, nicht locker, nicht so leicht zu lesen, aber enorm interessant, vielsagend, man spürte die Verzweiflung, Angst, Sorge und konnte nachempfinden, dass es der Ich-Erzählerin einfach zu viel wurde. Man wünschte sich, dass sie Hilfe findet, wollte sie begleiten.

Doch im Laufe der Erzählung wurde es für mich immer schwieriger, allem zu folgen. Ich konnte nicht mehr sehen, wohin es führt. Siegfried wurde kaum erwähnt, dafür war Hilde, Siegfrieds Mutter, fast immer irgendwie anwesend und überlagert alles. An der Art der Sätze konnte man die Gefühlswelt der Erzählerin erkennen. Mal sehr kurz, fast stakkatoartig. Dann unfassbar lang und verschachtelt, sodass man gar nicht mehr wusste, um was es gerade eigentlich ging. Das Lesen zog sich deshalb irgendwann in die Länge, weil ich ab einem gewissen Punkt nur noch ein paar Seiten am Stück ertragen konnte. Das wurde durch die wenigen Absätze und ewig langen Kapitel nicht besser.

Achtung, Spoilergefahr! Ganz schlimm ist für mich aber das Ende. Das Buch hört einfach auf. Nichts ist geregelt, nichts ist geklärt, erklärt ist auch nichts und ich bleibe als Leser mit Angst und Fragen zurück und auch die Erzählerin ist noch immer da, wo sie von Anfang an war. Warum sie nicht einfach zu Siegfried gefahren ist, sondern in die Psychiatrie, bleibt mir ein Rätsel. Wie so vieles.

Vielleicht liegt es ja an mir und ich habe die Aussage des Buches schlicht nicht verstanden. Vertrauen in die Psychiatrie weckt es jedenfalls schon mal nicht. Ich gebe drei Sterne.