Psychogramm einer Frau

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
obilot Avatar

Von

Ein Streit mit ihrem Ehemann löst die schlussendliche Krise der Protagonistin aus. Eine lange angebahnte Überforderung wird an diesem Punkt so überwältigend, dass sie Hilfe in einer Psychiatrie sucht. Dort sitzt sie auf dem Flur und wartet. Gedanken fliegen an ihr vorbei.

Der Stiefvater erlitt vor kurzem einen Herzinfarkt. Überhaupt wiegen die Bezugspersonen aus der Vergangenheit schwer, obwohl es sich dabei noch nicht einmal um die leiblichen Verwandten handelt. Sigfried, der Stiefvater und Hilde, dessen Mutter scheinen die zentralen Personen aus ihrer Kindheit zu sein. Ihre Mutter bleibt dagegen seltsam unscheinbar und wird nur selten erwähnt. Eine seltsame, düstere, von psychischer, teilweise auch von körperlicher Gewalt geprägter Atmosphäre, in der vor allem Leistung und Anerkennung zählen. Geborgenheit, Liebe zu seinen Nächsten und emotionale Führsorge scheinen dagegen vollkommen auf der Strecke zu bleiben.

Das Buch ist ein inneres Psychogramm einer seelisch verausgabten Frau. Mir blieb diese Frau das ganze Buch hindurch unnahbar. Ich habe ihre Qualen miterlebt, konnte mich jedoch nicht wirklich in sie hineinversetzen. Für mich blieben bis zuletzt einige Ungereimtheiten bestehen. Es wurden ausschließlich die negativen Seiten des Seelenlebens der Protagonistin aufgezeigt, als ob nie etwas positiv erfreuendes in deren Leben passiert wäre. Und welche Rolle hat die Mutter oder sonstige Verwandte im Leben der Frau gespielt? Gab es da nicht noch mehr Bezugspersonen oder Freunde? Insgesamt fand ich den Roman damit etwas eindimensional.

Das Titelbild passt gut zum Inhalt, auch wenn es mir nicht so wirklich zusagt. Aber genauso wie im Inhalt des Buches bleibt auch hier die wahre Person hinter einem verschwommenen Schatten verborgen.