Tiefgründig

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chocalaccino Avatar

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Siegfried von Antonia Baum kommt mit seinen 250 Seiten ganz unscheinbar daher und überrascht mit unfassbar viel tiefgründigem Inhalt.
Frau Baum schreibt in ihren Roman über eine Frau, die in ihrem Leben sehr distanziert und lieblos aufgezogen wurde. Lieblos ist vielleicht sogar ein zu schwaches Wort, denn auch psychische Gewalt musste die Protagonistin des Buches erdulden. Der Haupterzählstrang spielt in der Gegenwart, allerdings wird hier nur über einen einzigen Tag berichtet, nämlich dem als es der Hauptperson zu viel wird und sie sich selbst in die Psychiatrie einweisen lassen möchte. Als sie da sitzt und endlich zeit zum runterkommen hat springen wir, über ihre Gedanken geleitet, immer wieder in vergangene Situationen in denen wir die Frauen ihrer Kindheit kennenlernen, aber besonders in denen wir Siegfried kennenlernen, den Namensgeber des Buches. Ihre Rückblicke sind nicht chronologisch angeordnet, sondern springen sogar innerhalb eines Rückblicks noch weiter.
Am Anfang viel es mir schwer bei den Gedankengängen Schritt zu halten, aber mit der Zeit habe ich mich an diese Erzählweise gewöhnt und war nach jeder Seite gespannt in welcher Situation wir uns als nächstes befinden, besonders da durch die Rückwenden immer deutlicher wird, wieso die Protagonisten in der Gegenwart an diesem Punkt angekommen ist- nämlich sich selbst in die Psychiatrie einweisen zu wollen.
Lesen Sie dieses Buch nicht mit der Erwartungshaltung einer großen Erkenntnis, denn genau darauf möchte dieses Buch meines Erachtens nicht hinaus. Das Ziel dieses Buches ist es einfach das Leben und die Verzweiflung einer Frau darzustellen, die jede sein könnte.
Einen Stern Abzug gibt es für mich nur, weil ich mit der Schriftgröße nicht sehr gut zurecht kam, es war mir zu klein und gedrungen gedruckt, wodurch ich beim lesen oft die Zeile verloren habe. Aber dies ist ja nur Geschmackssache und ändert nichts an dem wirklich guten Inhalt!