Und plötzlich bricht die Welt zusammen

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kalligraphin Avatar

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„Wie schlecht ist man im Vergleich zu dem, was gut wäre – und wie soll man mit diesem Terror fertigwerden?“

Und plötzlich bricht die Welt zusammen. Aber nicht mit einem lauten Knall oder viel Lärm, sondern weil alles zu viel wird und aus dem Gleichgewicht gerät. So geht es der Protagonistin in Antonia Baums neuem Roman ‚Siegfried‘.
Sie streitet sich mit ihrem Partner. Er zeigt ihr die kalte Schulter. Nebenbei gilt es den Anforderungen des Alltags als junge Mutter wie immer gerecht zu werden… Nach und nach lässt sie ihre Familiengeschichte Revue passieren und es wird deutlich, dass es nicht nur die konkreten Herausforderungen im Alltag sind, die ihren Zusammenbruch gefordert haben. Auch in ihrer Geschichte und der ihrer Eltern und Großeltern liegen Probleme verborgen, die bis heute nachwirken.

Antonia Baum spricht eine aktuelle und sehr wichtige Thematik an. Sie analysiert Zusammenhänge, die bis in unsere Herkunftsfamilien reichen. Ein durchaus gelungenes, unterhaltendes Buch. Es ist auch ein sehr junges Buch, modern und urban. Manchmal fand ich die Vielschichtigkeit und gleichzeitige Strukturlosigkeit etwas anstrengend. Es ist auch kein Buch, das besonders lange nachhallt. Zumindest für mich nicht. Dennoch empfehlenswert.

„Die Dunkelheit dort war so unerträglich gewesen, dass ich das Licht wieder angemacht und auf den Tag gewartet hatte. Jetzt war er da, und ich wusste nicht, wie ich ihn überstehen sollte. Mir war heiß, ich hatte das Gefühl, schlecht Luft zu bekommen, und vielleicht kam mir da das erste Mal der Gedanke, in die Psychiatrie zu fahren.“