Das Leben in einem einzigen Tag

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vrblsn_mira Avatar

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"Sieh mich an" spielt an einem Freitag in Katharinas Leben und dieser eine Tag, mit all den Gedanken, die sich die Protagonistin macht, zeigt uns, wer sie war und was sie zu dem gemacht hat, wer sie nun ist.

Nur, wer ist Katharina / Kathi / Kathinka wirklich und wer wollte sie sein? Angesichts der drohenden Diagnose "Brustkrebs" muss sich die Hauptfigur diese Fragen stellen. Als wäre das - das "Etwas", wie sie es selbst nennt - nicht schlimm genug, ist ihr normales Leben alles andere als normal: gefangen in einer Fernbeziehung mit Costa, ihrem Mann, den sie abwechselnd vermisst und manchmal gerne wieder los wird; dazu ihre Tochter Helli samt ADHS und ihrem fast langweilig "normalen" Sohn Alex. Aber auch sonst hat Katharina ein Leben: als Schwester, Musiklehrerin, Freundin.
Doch von all dem lässt sich Kathinka nicht unterkriegen und bewahrt sich ihren bissigen Humor.


Meinung:
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Sympathisch und mit einer guten Prise Humor bringt uns Mareike Krügel Katharina mit ihren alltäglichen Problemen näher. Sprachlich manchmal durch lange, komplizierte Sätze ein wenig ungewöhnlich passt es perfekt zu ihrer Hauptfigur, die durch ihren komplizierten, nicht enden wollenden Tag hastet.

Bereits nach den ersten Seiten fieberte ich mich Kathi mit, obwohl ihre Welt gar nicht meine ist und ihre Entscheidungen nicht meine wären. Dennoch konnte und musste ich geradezu mitempfinden, was an diesem Freitag passiert und wie sich ihr Leben zu diesem Tag entwickelt hat. Das schafft die Autorin durch ihre einfühlsame Art zu schreiben, durch die wir Rina mit ihren vielen Facetten nach und nach kennen und verstehen lernen.
Geschrieben ist der Roman aus der Ich-Perspektive, sodass die Hauptfigur uns ihre Geschichte selbst erzählt - meist humorvoll, manchmal mit schemrzhaften Einsichten, ab und an ein wenig dramatisiert.
Diese Mischung hat mir auch zugesagt und mir die Protagonistin emotional nahbarer gemacht; manchmal gibt es Bücher, in denen alles zwanghaft hoffnungsvoll und dann auch einfach ist. Hier sehen wir Katharina mit ihren begründeten und unbegründeten Ängsten, erfüllten und unerfüllten Träumen, mit ihrem Künstlerherz, das doch fest im Leben steht.
Hier gab es auch eine (von vielen) Metapher, die mir gut gefallen hat und auch ein gutes Gefühl für den Stil des Werks vermittelt: "Manchmal denke ich, ich bin eine Art Spinne im Netz, desssen Fäden zu all den Leuten reichen, die ihr wichtig sind. Sobald sich einer von ihnen bewegt, zittert oder ruckt der Faden, und ich zittere oder rucke mit. [...] Ich habe die Fäden selber gesponnen, die mich mit all den anderen verbinden, ich wäre heimatlos und verloren ohne dieses Netz, in dem ich sitze."

Mit dem Thema "Brustkrebs" im Hintergrund und den skurilen Problemen, mit denen die Protagonistin kämpfen muss, ist es nicht nur leichte Lektüre, aber dadurch auch eine, die besonders ist und berührt. Der Begriff "Brustkrebs" fällt allerdings kein einziges Mal und dieser Umstand zeigt, wie sehr Rina die Gedanken daran unbedingt vermeiden will. Zumindest noch für diesen Tag, für diese Woche.
Grundsätzlich mag ich ein offenes Ende nicht, trotzdem passt es für dieses Buch, diese Figur einfach.

Zusätzlich war das mein erstes eBook in diesem Format und ich wurde positiv überrascht, wie gut es sich sowohl auf dem Tablet als auch auf dem Smartphone lesen lässt.