Katharina neben der Spur

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Zunächst einmal sticht der rote Fuchs ins Auge und man nimmt das Buch schnell zur Hand. Was steckt dahinter? Es hat sich mir nicht erschlossen. Der Fuchs schleicht zwar einmal kurz durch die Geschichte, bleibt aber ohne Bedeutung. Den Klappentext finde ich interessant. Soll ich das Buch kaufen? Der Preis ist mit 20 € für 250 Seiten zu hoch angesetzt. Ich kaufe es trotzdem. Mein Interesse siegt. Leider ist es ein Buch ohne aufschlußreiches Ende und läßt mich unentschlossen zurück. Zum Teil bewundere ich die Protagonistin, andererseits kann ich ihr Handeln und Denken nicht immer nachvollziehen. Katharina ist 40 Jahre alt, verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter, die sehr schwierig ist und deshalb jede Menge Aufmerksamkeit einfordert. Katharina arbeitet als Musiklehrerin in Teilzeit. Nun hat sie einen Knoten in ihrer Brust entdeckt. Ohne Untersuchung und ohne Diagnose redet sie sich ein, sterben zu müssen und sieht dies alles auch schon genau vor sich. Bevor sie ihrer Familie davon erzählt, will sie noch einmal einen ganz normalen Alltag verbringen. Ihr Mann ist allerdings nicht zu Hause, weil er bei seiner Arbeit in Berlin unabkömmlich ist. In diesen Tag packt die Autorin alles an kleinen und großen Ereignissen, daß ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie dies allein zeitlich zu regeln ist. Gewiß, es gibt die Frauen, die von früh bis spät auf den Beinen sind, Arbeit, Familie, Haushalt und Nachbarschaftshilfe unter einen Hut bringen, aber hier finde ich, ist des Guten zuviel. Die Autorin mutet ihrer Protagonistin und auch den Lesern ziemlich viel zu. Daß Katharina mit Gewißheit behauptet zu sterben und sich vorstellt, von oben ihrer Familie weiterhin nahe zu sein, anstatt all ihre Kraft darauf zu verwenden, die noch nicht einmal diagnostizierte Krankheit zu besiegen, kann ich nicht nachvollziehen. Ich möchte ihr sagen "Sieh mich an" und geh' zum Arzt. Ob sie es denn tut, läßt das Buch offen.

Das Buch läßt sich gut lesen. Der Leser erlebt einen Tag im Leben von Katharina mit vielen Rückblicken, so daß man am Schluß auch mit ihrem ganzen Leben vertraut ist. Ihre Hinwendung zu ihrer Tochter Hellie, die an ADHS leidet, nimmt mich sehr für die Protagonistin ein, ihre Einstellung zu ihrer eigenen Krankheit kann ich nicht verstehen. Ich gebe trotzdem eine Leseempfehlung, weil mir der Schreibstil der Autorin gut gefallen hat. Sie hat mit sehr viel Humor, aber auch großer Ernsthaftigkeit ein schwieriges Thema behandelt.