Manchmal ist es leider eine Ratte in der Papiertüte
Am Ende des ersten Buchs „Refugium“ wurde man als gespannter Leser mit einem extremen Cliffhanger sitzen gelassen. Zum Glück hatte ich diesen erst vor drei Monaten gelesen und musste kein ganzes Jahr warten. Was hatte ich mich auf diese Fortsetzung gefreut…
Man wird gleich zu Beginn durch eine mehr oder weniger wie eine Metapher anmutende Szenenfolge in das Buch gezogen. Die Einleitung mit Kim und dem Reh fand ich sehr stimmungsvoll und passend. Was war ich voller Vorfreude, als ich in „Signum“ eingestiegen bin…
Schnell kommt die Geschichte in Fahrt und bringt den Leser auf den aktuellen Stand der drei Hauptcharaktere. Ziemlich flott kommt eine unvorhergesehene große Wendung, die ich so absolut nicht habe kommen sehen. Persönlich begrüße ich solche Überraschungen, allerdings wirkt sie hier wie ein Katalysator für eine recht merkwürdig verlaufende Story.
Grundsätzlich ist das Buch sehr gut geschrieben. Der Stil von Lindqvist ist finde ich einzigartig und oft sehr detailliert was einem gut hilft in die Gedankenwelt der Charaktere oder die Situationen mit einzutauchen.
Trotz allem waren für mich die Handlungen der drei Hauptcharaktere in den meisten Fällen nicht nachvollziehbar. Kims Gleichgültigkeit gegenüber allem und (fast) jedem ist zwar durch seine schrecklichen Erfahrungen in der Vergangenheit plausibel erklärt, wirkt hier allerdings oft zu übertrieben. Die Anziehung zu Kim hat sich bei Julia mittlerweile zu einer handfesten Abhängigkeit entwickelt. Hatte es im ersten Band noch einen gewissen Charme, entwickelt es sich hier zu einer fast unerträglichen Aneinanderreihung von nicht mehr nachvollziehbaren teenagerartigen Handlungen von Julia und gipfelt ganz zum Schluß in einer Offenbarung von Kim, die zumindest aus meiner Sicht total unglaubwürdig ist. Und obwohl die „große Wendung“ aus Sicht der Charaktere eigentlich der absolute Fokus sein sollte ist es für Astrid offenbar wichtiger Kim zum Veganer umerziehen zu wollen. Ihre permanenten Stürze von einer Treppe wirken mit der Zeit auch zu überstrapaziert.
All dies und die für meinen Geschmack zu sehr an die aktuelle politische Realität angelehnte zweite Rahmenhandlung mit den wahren Schweden hinterlässt bei mir einen überaus faden Beigeschmack, der sich leider durch das ganze Buch zieht.
Am interessantesten waren für mich tatsächlich die Geschichten der Nebencharaktere. Angefangen bei Julias tantenhafter Freundin Irma (die gegen Ende leider etwas zu kurz kommt), über Christof und Carmen mit ihrer ersten eigenen Ermittlung, bis hin zu Julias Ex Jonny, der sich auf neue Wege im privaten Bereich begibt und auf charakterlicher Ebene die größte Wandlung durchmacht. Letztendlich hatten die Geschichten zwar nicht so extrem viel mit den beiden Hauptstorylines zu tun, haben einem die Charaktere aber auf sehr charmante Weise näher gebracht. Hiervon hätte ich sogar gerne noch mehr gelesen.
Was dann in den letzten knapp 40 Seiten relativ hektisch zusammengeschustert wird und als Ende dienen soll, wirkt im Vergleich zum eher gemächlichen Rest des Buches sehr überstürzt. Zudem finde ich es überaus bedauerlich, dass nicht wie im ersten Buch die Geschichte wirklich „komplett“ beendet wird und tendenziell auch für sich stehen könnte. Dafür bleibt hier einfach zu viel offen. Besonders was das Stichwort „Wahre Schweden“ angeht. Nachdem dieser Erzählstrang für mich sowieso überflüssig war hätte man den Teil faktisch auch gleich rauslassen können. Der „Cliffhanger“ um Ces ganz am Ende hat auch bei weitem nicht den WTF Faktor wie noch die Offenbarung um den gekidnappten Doktor und wirkt darüber hinaus an den Haaren herbeigezogen.
Zusammenfassend muss ich leider sagen, dass mir „Signum" deutlich weniger gefallen hat als sein Vorgänger „Refugium“, der an so vielen Stellen sehr viel abgerundeter und durchdachter daherkommt. Ich hoffe der nächstes Jahr erscheinende „Elysium“ orientiert sich wieder mehr am ersten Teil. Da dies erst das zweite Buch von Lindqvist war, welches ich gelesen habe bin ich gespannt was mehr seinem Gesamtstil entspricht: „Refugium“ oder „Signum“?! Ich hoffe ersteres.
Man wird gleich zu Beginn durch eine mehr oder weniger wie eine Metapher anmutende Szenenfolge in das Buch gezogen. Die Einleitung mit Kim und dem Reh fand ich sehr stimmungsvoll und passend. Was war ich voller Vorfreude, als ich in „Signum“ eingestiegen bin…
Schnell kommt die Geschichte in Fahrt und bringt den Leser auf den aktuellen Stand der drei Hauptcharaktere. Ziemlich flott kommt eine unvorhergesehene große Wendung, die ich so absolut nicht habe kommen sehen. Persönlich begrüße ich solche Überraschungen, allerdings wirkt sie hier wie ein Katalysator für eine recht merkwürdig verlaufende Story.
Grundsätzlich ist das Buch sehr gut geschrieben. Der Stil von Lindqvist ist finde ich einzigartig und oft sehr detailliert was einem gut hilft in die Gedankenwelt der Charaktere oder die Situationen mit einzutauchen.
Trotz allem waren für mich die Handlungen der drei Hauptcharaktere in den meisten Fällen nicht nachvollziehbar. Kims Gleichgültigkeit gegenüber allem und (fast) jedem ist zwar durch seine schrecklichen Erfahrungen in der Vergangenheit plausibel erklärt, wirkt hier allerdings oft zu übertrieben. Die Anziehung zu Kim hat sich bei Julia mittlerweile zu einer handfesten Abhängigkeit entwickelt. Hatte es im ersten Band noch einen gewissen Charme, entwickelt es sich hier zu einer fast unerträglichen Aneinanderreihung von nicht mehr nachvollziehbaren teenagerartigen Handlungen von Julia und gipfelt ganz zum Schluß in einer Offenbarung von Kim, die zumindest aus meiner Sicht total unglaubwürdig ist. Und obwohl die „große Wendung“ aus Sicht der Charaktere eigentlich der absolute Fokus sein sollte ist es für Astrid offenbar wichtiger Kim zum Veganer umerziehen zu wollen. Ihre permanenten Stürze von einer Treppe wirken mit der Zeit auch zu überstrapaziert.
All dies und die für meinen Geschmack zu sehr an die aktuelle politische Realität angelehnte zweite Rahmenhandlung mit den wahren Schweden hinterlässt bei mir einen überaus faden Beigeschmack, der sich leider durch das ganze Buch zieht.
Am interessantesten waren für mich tatsächlich die Geschichten der Nebencharaktere. Angefangen bei Julias tantenhafter Freundin Irma (die gegen Ende leider etwas zu kurz kommt), über Christof und Carmen mit ihrer ersten eigenen Ermittlung, bis hin zu Julias Ex Jonny, der sich auf neue Wege im privaten Bereich begibt und auf charakterlicher Ebene die größte Wandlung durchmacht. Letztendlich hatten die Geschichten zwar nicht so extrem viel mit den beiden Hauptstorylines zu tun, haben einem die Charaktere aber auf sehr charmante Weise näher gebracht. Hiervon hätte ich sogar gerne noch mehr gelesen.
Was dann in den letzten knapp 40 Seiten relativ hektisch zusammengeschustert wird und als Ende dienen soll, wirkt im Vergleich zum eher gemächlichen Rest des Buches sehr überstürzt. Zudem finde ich es überaus bedauerlich, dass nicht wie im ersten Buch die Geschichte wirklich „komplett“ beendet wird und tendenziell auch für sich stehen könnte. Dafür bleibt hier einfach zu viel offen. Besonders was das Stichwort „Wahre Schweden“ angeht. Nachdem dieser Erzählstrang für mich sowieso überflüssig war hätte man den Teil faktisch auch gleich rauslassen können. Der „Cliffhanger“ um Ces ganz am Ende hat auch bei weitem nicht den WTF Faktor wie noch die Offenbarung um den gekidnappten Doktor und wirkt darüber hinaus an den Haaren herbeigezogen.
Zusammenfassend muss ich leider sagen, dass mir „Signum" deutlich weniger gefallen hat als sein Vorgänger „Refugium“, der an so vielen Stellen sehr viel abgerundeter und durchdachter daherkommt. Ich hoffe der nächstes Jahr erscheinende „Elysium“ orientiert sich wieder mehr am ersten Teil. Da dies erst das zweite Buch von Lindqvist war, welches ich gelesen habe bin ich gespannt was mehr seinem Gesamtstil entspricht: „Refugium“ oder „Signum“?! Ich hoffe ersteres.