Wenn bloß der Apostroph nicht wäre …

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„Hurrra, eine weitere Promitante“ versucht sich in der Küche mag man denken – und „oha, auch noch das Thema mit den vielen Rollen der modernen Frau“: Könnte ein bisschen viel sein … Auf den ersten Blick kann man dem Buch also durchaus skeptisch gegenüberstehen, aber türkische Küche hat ja was … also hilft nur: genauer unter die Lupe nehmen.
Und dabei purzelt ein Buch heraus, das GU-typisch gut strukturiert ist. Vorab finden sich zwei Abschnitte dazu, was man ständig im Vorratsschrank haben sollte und welche Gewürze auf keinen Fall fehlen dürfen. Nun geht es an die Rezepte und die sind an die Szenen aus dem Leben einer modernen Partnerin angelehnt: Da gibt es zunächst das Kapitel „Rezepte meiner Mutter“, das türkische Hausfrauenkost beinhaltet. Weiter geht es mit Rezepten für die Working Mum (also Frauen, die weniger Zeit haben – noch moderner hätte es wohl „Weibliche Führungskraft“ geheißen) – und Kochen für den Liebsten (das ist übrigens noch steigerbar durch das Kapitel „Love Dinner“). Verguckt habe ich mich in die Gerichte, die im gesamten Buch die vermutlich unspektakulärsten Titel tragen: Gemüse-Linsen-Topf und Knusperröllchen.
Selbst wenn man sich noch so sehr anstregen wollen würde, man kann kaum anders als das Buch zu mögen: Wie gesagt, es ist struktuiert, Zutaten, Zubereitungszeiten usw. sind eine ebensolche Selbstverständlichkeit wie die schönen Fotos. Wer das Glück hat, türkischstämmige Familien in seinem Bekanntenkreis zu haben, kennt nicht nur die sprichwörtliche Gastfreundschaft, sondern weiß, wie vielfältig die türkische Küche ist. Darüber gibt das Buch einen guten Querschnitt. Die Tipps sind wertvoll, der eine oder andere Randkommentar ganz witzig. Gerade vor dem Hintergrund, dass Sila Sahins Mann Vegetarier ist, verstehe ich eins allerdings so gar nicht: Warum sind vegetarische Gerichte nicht gekennzeichnet? Ich dachte, das gehöre inzwischen fast zum Standard … zumal ja bei den Tipps schon welche dabei sind, wie man ein Gericht „vegetarisieren“ kann. Ach ja, und ein weiteres Manko: Der Apostroph im Titel. Daher insgesamt 3,5 Sterne – aufgerundet, weil ich Gnade vor Recht ergehen lasse.