Fluch oder Segen?

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chrischid Avatar

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Als Joss ein silbernes Ei regelrecht vor die Füße kullert und diesem kurze Zeit später ein Silberdrache entschlüpft, scheint ihm plötzlich alles möglich. Gemeinsam mit seiner Schwester Allie schmiedet er Pläne, um der sklavischen Gefangenschaft, die sie vor einiger Zeit wohl oder übel wählen mussten, zu entkommen. Die Familie Lennix jedoch will den Geschwistern einen Strich durch die Rechnung machen, schließlich haben sie ihre ganz eigenen Vorstellungen vom Einsatz eines Silberdrachen…

Angie Sage spielt auf verschiedenen Ebenen mit Legenden und Mythen, die das Geschehen von Beginn an lebendig halten. Durch diverse Perspektivwechsel sowie Sprünge zwischen den (Parallel)Welten ergibt sich im weiteren Verlauf ein rundes Bild. Natürlich muss augenscheinliches Verständnis für und Interesse an der Thematik vorhanden sein, allerdings würde man ansonsten vermutlich auch gar nicht zu diesem Werk greifen.

Obwohl die ein oder andere Passage etwas langatmiger daherkommt, bleibt doch durchweg der Drang vorhanden, erfahren zu wollen wie es weiter geht – zahlreiches Hände-vors-Gesicht-schlagen ob Joss’ offenkundiger Naivität inklusive. Sicherlich wird jeder Leser seine eigenen Vorstellungen und Wünsche bezüglich noch anstehender Ereignisse und vor allem des Ausgangs haben. Vom teilweise offenen Ende einmal abgesehen, denn es handelt sich um einen Reihenauftakt, darf man sich seinen Theorien niemals allzu sicher sein. Der ein oder andere Kniff gelingt Angie Sage wie von selbst, ohne dass man ihn unbedingt hätte kommen sehen.

Konkrete Spannungselemente allerdings sind eher rar gesät, vieles funktioniert hier über die Macht der Fantasie und tatsächlich über die einzigartigen Wesen, deren bloße Anwesenheit zu bestimmten emotionalen Verknüpfungen führt. Es ist ein riesengroßes Abenteuer, in das Joss und Allie stolpern, das jedoch auch einige Gefahren birgt und für sie beide nicht unbedingt positiv behaftet ist. Die Autorin beschönigt weder Vergangenheit, noch Gegenwart, noch Zukunft, weshalb zwar mitunter berechtigte Hoffnungen bestehen, nichtsdestotrotz das wirkliche kleine Finale schlussendlich nicht hundertprozentig abzusehen ist.

Es gibt noch die ein oder andere offene Frage, vor allem eine konkretere Verknüpfung zwischen den Welten wünscht man sich für den nächsten Band. Im Großen und Ganzen aber eine gut durchdachte und intelligent umgesetzte Geschichte, die nicht nur bei der eigentlichen Zielgruppe gut ankommt.