Liebenswerte Abenteuer

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singstar72 Avatar

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Ich kenne weder die Autorin, Angie Sage, und ihre vorigen Erfolge, noch ähnlich gestrickte Bücher mit Drachen oder anderem Getier (mit Ausnahme von „Harry Potter“ vielleicht…) Für dieses Buch hatte ich mich ausschließlich aufgrund der Leseprobe interessiert, und kann und werde es daher nur „aus sich heraus“ bewerten. Ob es anderen Werken gleicht, vermag ich schlicht nicht zu beurteilen.

Kurz – mir hat der „Silberdrache“ ausnehmend gut gefallen! Obwohl das Buch erkennbar primär für ein jüngeres Publikum geschrieben ist, habe ich mich gut unterhalten gefühlt, war von der – teils nicht unblutigen – Spannung gefesselt, und habe mit den liebenswerten Figuren gelebt und gehadert.

Mit dem Titel fängt es allerdings schon an – der Originaltitel lautet „Rise of the Dragons“, und das klingt doch ganz anders, finde ich. Der englische Titel deutet schon darauf hin, dass dies der erste Band einer Reihe sein wird… sein könnte…! Das ist nicht ganz klar; was die offen endende Handlung betrifft, aber mehr als wahrscheinlich.

Wir haben hier zwei Handlungsstränge. Einer spielt im London der heutigen Zeit, einer (der weitaus mehr Raum einnimmt) in einer fernen Vergangenheit, als es noch Drachen gab. Erst ganz am Schluss, im letzten Kapitel, werden beide zusammengeführt. Mich hat zuerst geärgert, dass das „Jetzt“ so wenig vorkommt. Ich fühlte mich heimelig zwischen warmen Decken und traditionell aufgebrühtem Kaffee, als die schwerkranke Mutter ihrer Tochter scheinbare „Märchen“ von Drachen erzählte… Doch am Ende kann ich nur hoffen, dass Sirin, das Mädchen aus dem „Jetzt“, in weiteren Bänden Abenteuer mit den Drachen bestehen wird. Überhaupt… „Sirin Sharma“… das scheint wohl indisch zu sein…??

Die Handlung aus der Vergangenheit hat eigentlich alles, was man von einem spannenden Abenteuer erwartet. Es gibt die eindeutig Guten, und die eindeutig Bösen. Und es gibt die Drachen, die böse gemacht wurden. Über allem herrschte so etwas wie Endzeit-Stimmung, und das hat der Handlung zusätzlich Dramatik verliehen. Es gibt furchtlose Waisenkinder, Adlige, die dennoch nichts taugen, es gibt Verräter, Allianzen, und Fluchten in letzter Sekunde. So mancher Plot-Twist erinnerte von ferne an Charles Dickens; da merkte man dann doch, dass das Buch aus England kommt…! (Zudem hat mich die Erwähnung von Stonehenge stark amüsiert… als Rastplatz für einen Schäfer „missbraucht“…!)

Mich hat die Schilderung der Drachen fasziniert. Weise Wesen, die zwischen einer höheren Ebene und den Menschen vermitteln. Sogar eine eigene „Drachensprache“ hat die Autorin erfunden! Schade war nur, dass hier nicht alle Sätze „übersetzt“ wurden. Oder es kein Glossar gab. Man musste sich teilweise erschließen, was sich die Drachen zuflüstern.

Ich habe auch viel über das Wesen von Freundschaft nachgedacht – und ich wette, das war eine der Hauptzielsetzungen des Buches. Drachen können „Bündnisse“ mit Menschen schließen. Und das wird in Begriffen beschrieben, die aus einem Liebesroman stammen könnten… eigentlich perfekt für die angestrebte Zielgruppe. An „erwachsene Liebe“ traut man sich mit 11 oder 12 noch nicht heran. Wenn es aber als „Bündnis“ verkleidet daherkommt, kann man dem Sachverhalt schon eher folgen…!

Die Sprache und Übersetzung waren durchweg gut. Angenehm salopp, aber nicht zu flapsig. Nur an ein oder zwei Stellen sind mir eindeutige Fehler aufgefallen. Auf Seite 184 beispielsweise… „All die Jahre habe ich auf Rache gesinnt“ = das müsste natürlich heißen, „habe ich auf Rache gesonnen“. Selbst nach der Rechtschreibreform!

Insgesamt verleihe ich 5 sehr wohlwollende Sterne. Auch wenn es kleine Schönheitsfehler hier und da gibt… das Buch war durch und durch liebenswert. Und ich würde mit Spannung eine Fortsetzung lesen!