Auswandern auf Zeit

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waldeule Avatar

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Vorneweg: den Titel finde ich schlecht gewählt. Auswandern ist für mich für immer (zumindest so geplant), Katja Kessler geht aber mit ihrem Schatzi (sowie ihren vier Kindern, später dann noch einer Haushaltsfee, einer Oma und zwei Au-Pairs) für ein Jahr nach Kalifornien. Auswandern auf Zeit also.

Davon abgesehen war es ein kurzweiliges und unterhaltsames Lesevergnügen. Natürlich spielt Katja Kessler mit so manchen Vorurteil und geht wenig in die Tiefe, trotzdem lesen sich ihre Erlebnisse im fernen Silicon Valley amüsant. In Tagebuchform geschrieben erzählt die Autorin von den großen und kleinen Katastrophen im fernen Land. Schade fand ich nur, dass sie mich dahin nicht wirklich mitnehmen konnte. Orte und Geschehnisse werden zwar (teilweise sehr detailliert) geschildert, doch ein wirkliches Kopfkino entstand bei mir nie. Auch die Gedanken und Gefühle der Protagonisten kamen mir etwas zu kurz, genauso, wie sich manches weiterentwickelt hat. Einen ganz schönen Satz habe ich trotzdem gefunden (S. 159): "Ich fragte mich, wie oft das Leben einem ein Geschenk vor die Tür stellt und man war zu doof, an der Schleife zu ziehen."

Sehr positiv überrascht hat mich der Umfang des Buches. Aufgrund der Leseprobe hatte ich eher ein Buch für Wenig-Leser erwartet, mit kurzen Kapiteln und vielen „Füllseiten“. Doch es gibt viel mit leichter Feder geschriebenen Text, chronologisch gegliedert in Tage und Uhrzeiten, dazu auflockernde Bildern, Grafiken und Zitaten. Sehr schön gemacht! Immer wieder sind Wörter oder Sätze in Englisch eingestreut, doch diese wurden soweit für das Verständnis nötig alle übersetzt und auch den Rest konnte ich trotz brachliegenden Schulenglisch ganz gut verstehen.

Fazit: Unterhaltsamer, schön ausgestalteter Schmöker über die Hochs und Tiefs einer deutschen Familie in Kalifornien. Amüsant, aber das Kopfkino und die Tiefe fehlt. Deshalb durchschnittliche 3 Sterne.