Mit Schatzi auf großer Fahrt

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mia-w Avatar

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Ach, diese Frau Kessler. Eigentlich mag ich sie ja gar nicht. Weil sie immer so postfeministisch-fiese Sachen über die nackten Mädchen in der Bild geschrieben hat. Und dann auch noch Kai Diekmann geheiratet, geht's noch? Naja. Jedenfalls habe ich aus einer Laune heraus ihr neustes Machwerk zu lesen begonnen und was soll ich sagen - Spaß hat's gemacht, lustig ist es gewesen, so ein Mist...! Denn auch wenn ich nach wie vor von ihren schriftstellerischen Fähigkeiten nicht so recht überzeugt bin (in der Tat liest sich das Buch wie eine Aneinanderreihung von unzähligen Bildunterschriften in typischer Bild-Manier: ellyptischer Satzaufbau, auch die platteste Pointe hat immer Vorfahrt etc.), hat mich der Inhalt bestens unterhalten, ach, was sage ich - zum kringelig-Lachen animiert.

Die Story ist schnell erzählt: Schatzi a.k.a. Herr Diekmann zieht für ein paar Monate nach Californien, um sich einen Zausel-Bart stehen zu lassen, und seine Familie (Frau Kessler nebst vier ziemlich putzigen Kindern) kommt mit. Das war es eigentlich auch schon, den Rest des Storytellings übernimmt der Alltag. Es geht also im Wesentlichen um Visa-Fragen, internationale Bildungseinrichtungen, die Wonnen von überdimensionierten Autos und Supermärkten, um Wohnungssuche, Ein- Aus- und Umzüge und die allmonatliche Fahrt in die örtliche Notaufnahme.

All das in trockenem Duktus erzählt auf guten 400 Seiten. Und am Ende war ich nicht nur um einige amüsante Momente reicher, sondern auch um die Erkenntnis, dass Frau Kessler offenbar doch leidlich unterhaltsame Bücher schreiben kann. Und bevor ich es mir noch anders überlege, gebe ich schnell vier Sterne und empfehle dieses Buch weiter. Der Herbst steht vor der Tür. Wir lachen alle viel zu wenig. Vielen Dank, Frau Kessler...