Logikfehler und etwas lang gezogener Schreibstil

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
hapedah Avatar

Von

Avery, die als Jugendliche in eine gefährliche Gang geraten ist, arbeitet mittlerweile als Barkeeperin im Club ihres Bruders, wo sie magische Drinks herstellt. Doch sie steht immer noch in der Schuld des gefährlichen Anführers der Gang, in seinem Auftrag mischt sie ganz andere Gefühle in manches Getränk, als die angepriesene gute Laune. Daher gibt sie sich Mühe, unter dem Radar der Polizei zu bleiben, als es aber eine geheimnisvolle Mordserie in der magischen Gemeinschaft gibt, muss Avery ausgerechnet mit Detective Hayes zusammen arbeiten, der selbst aus einer Magierfamilie stammt und für den sie bereits seit ihrer Jugend schwärmt.

"Silver & Poison: Das Elixier der Lügen" von Anne Lück ist der Auftaktband einer Dilogie, der mich nicht so richtig fesseln konnte. Anfangs habe ich an mir selbst gezweifelt und mich über meine geringe Konzentration beim Lesen gewundert, inzwischen bin ich aber der Meinung, dass es dem Buch einfach an Spannung mangelt. Der etwas langatmige Erzählstil hat es mir schwer gemacht, mit der Geschichte warm zu werden, obwohl ich die Grundidee mit den verschiedenen Magischen Gaben (Poisoner wie Avery können z.B. mit Hilfe eines Getränks als Magiespeicher Emotionen auf andere Menschen übertragen) sehr gemocht habe.

Avery und auch einige der Figuren in ihrem Umfeld waren mir schnell sympathisch, ich fand sie durchaus authentisch dargestellt. Allerdings gab es im Handlungsverlauf einige Logikfehler, über die ich gestolpert bin, Vieles davon hängt schlicht und ergreifend mit dem Alter der Protagonisten zusammen - hätte die Autorin Avery (19) und Hayes (22) ein paar Jahre mehr Lebenserfahrung gegönnt, hätte ich ihren Lebenslauf deutlich runder empfunden. Dass Avery bereits alkoholische Getränke verkauft (in New York), obwohl sie in den USA erst mit 21 Jahren selbst Alkohol trinken darf, schien mir unglaubwürdig, genau so wie Hayes` umfangreiche Vergangenheit, der bereits diverse Jahre bei der Army gedient hat, wo er (auf eigenen Wunsch) zigmal versetzt wurde und inzwischen eine führende Position bei der Polizei erreichen konnte.

Für mich sah es so aus, als ob sich die Autorin nicht entscheiden konnte, an welche Zielgruppe sich ihr Roman denn nun richten soll. Die sehr einfach gehaltene Sprache im jugendlichen Jargon deutet auf junge Teenager hin, das würde auch das für die Protagonisten gewählte Alter erklären. Die Handlung selbst und wie sich Avery und Hayes verhalten, lässt eher auf junge Erwachsene schließen - in der Gang fühlt sich Avery z.B. als Erwachsene, die gegenüber den Jugendlichen (ca. 15 - 16 Jahre alt) Verantwortung trägt - mit ihren 19 Jahren.

Ein weiterer Kritikpunkt sind für mich die Emotionen, die ich so gar nicht nachempfinden konnte, die ständige Erwähnung von Hayes´ waldgrünen Augen hat mir nicht genügt, um zu verstehen, wo Averys Gefühle für ihn denn plötzlich her gekommen sind - erst recht nicht, wie seine Zuneigung zu ihr entstehen konnte, besonders da er Dinge aus der Vergangenheit weiß, derer sie sich gar nicht bewusst ist. Dennoch fand ich zumindest das Ende spannend genug, um meine Neugier auf den Fortsetzungsband zu entfachen, so dass ich wahrscheinlich den zweiten Teil früher oder später noch lesen werde.

Fazit: Den Schreibstil habe ich recht langatmig gefunden, was mir das Eintauchen in die Handlung erschwert hat, meiner Meinung nach gab es außerdem einige Stolpersteine in der Logik, die das Lesevergnügen geschmälert haben. Trotzdem bin ich neugierig genug zurück geblieben, um der Fortsetzung eine Chance zu geben.