Diana Henry entführt in die Welt ihrer Rezepte

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mrsamy Avatar

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„Simple“ – so der markante Titel des neuen Kochbuches von Diana Henry. Der Klappentext wirbt damit, dass hier Alltägliches in etwas Besonderes verwandelt wird und Gerichte ohne viel Aufhebens mit umwerfendem Aroma entstehen. Die Zutaten für diese einfachen Rezepte hat man praktischerweise meist sowieso in der Vorratskammer oder kann sie einfach auf dem Weg von der Arbeit besorgen.

Das alles klingt zugegebenermaßen sehr gut, wird dem Kochbuch meines Erachtens nach aber nicht gerecht. Die Gerichte an sich sind tatsächlich simpel – simpel in der Art, wie man sie zubereiten muss, und auch in Bezug auf die Zeit, die man effektiv in der Küche verbringt. Was entsteht sind – zumindest für mich – überraschende Speisen, die den Essenshorizont definitiv erweitern. Darin liegt aber auch die Krux: Diana Henry scheint nicht nur eine Vorliebe für Rezepte zu haben, die sich leicht in die Tat umsetzen lassen, sondern auch für ausgefallene Zutaten. Auf diesem Umstand geht sie extra in ihrem Vorwort ein und es wäre sehr zu wünschen gewesen, dass der Klappentextschreiber ihn auch gelesen hätte! Henry macht ihrem Leser nichts vor, sie gibt zu, dass manche der Zutaten eben nur in größeren Supermärkten, Spezialläden oder gar nur im Internet bekommt. Und auch, dass sich nicht jeder für ungewöhnliche Zutaten begeistern kann. Diese herzliche Ehrlichkeit und der lockere leichte Schreibstil haben mir die Autorin und Köchin sofort sympathisch gemacht. In ihrem Buch wird immer wieder deutlich, wie sehr sie es liebt, aus wenigem etwas Gutes zu zaubern und wie sehr es ihr am Herzen liegt, dass man das Essen genießt und nicht einfach als etwas Selbstverständliches hinnimmt.
Das Kochbuch selbst wartet mit zwölf verschiedenen Essensthemenbereichen auf, die von Salat, über Toast und Hülsenfrüchte bis hin zu Hähnchen und fruchtigen Desserts reichen. Den Rezepten wird jeweils eine Seite an Platz eingeräumt und mit einem hochwertigen Foto bebildert. Überhaupt ist die gesamte Aufmachung des Buches sehr ansprechend und auch die Papierqualität überzeugt vollauf. Die Rezepte selbst sind stets mit einem kleinen Einleitungstext versehen, es folgt die Angabe, für wie viele Personen das jeweilige Rezept ausgelegt ist und eine sehr übersichtliche Zutatenliste. Meist braucht es wirklich nicht viel, um ein tolles Gericht zu zaubern. Die Zubereitungsbeschreibung ist kurz und prägnant, enthalt alles Wichtige und erfüllt seinen Zweck vollauf. Allein schade ist, dass es keine Angabe zur Zubereitungszeit gibt.

Pro Kapitel findet sich zusätzlich eine Seite, in der sich die Autorin zu einem Thema äußerst – und zwar eben auf ihre wunderbar ehrliche Art. So etwa zur Pasta, die ihrer Meinung nach sehr unterschätzt und wenig wertgeschätzt wird. Ab und an gibt es auch Doppelseiten, die Ideen etwa für die Füllung von Ofenkartoffeln oder schnelle Desserts geben. Auf den hinteren Seiten fehlt das Register nicht, das einen raschen Zugriff auf das gesuchte Rezept ermöglicht. Fazit: Eigentlich ein sehr gelungenes Kochbuch, es gibt aber einen Stern Abzug, da in zahlreichen Gerichten mindestens eine Zutat enthalten ist, die man entweder erst googeln muss, oder deren Beschaffung eben nicht ganz so simple ist. An sich ist das nicht weiter schlimm, aber das Buch wirbt eben mit etwas anderem.