Ein dystopischer Western

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hightower667 Avatar

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Ein dystopischer Western

Bei dem Titel „Sing mir vom Tod“ kommt einem unweigerlich der Name des Westernklassikers „Spiel mit das Lied vom Tod“ von Regisseur Sergio Leone aus dem Jahre 1968 in den Sinn.
Diese Westernelemente kann man nämlich auch im neuen Buch der amerikanischen Autorin Ivy Pochoda wiederfinden. Nur spielt die Geschichte nicht mehr im „Wilden Westen“, sondern im von der Corona-Pandemie gebeutelten dystopischen Los Angeles. Auch hier gibt es kaum Menschen. Eine Art Einöde inmitten von Glas und Stahl. Nur die Obdachlosen, die sich vor nichts verstecken oder wegrennen können, trifft man an. Und einen Showdown, der alles entscheiden wird.

Die beiden Häftlinge „Florida“ und „Dios“ könnten unterschiedlicher nicht sein. Die eine, Florida, „aus gutem Hause“, aber emotional eher vernachlässigt und Dios, intelligent, aber aus eher beschaulichen Verhältnissen, sind zusammen im gleichen Frauengefängnis. Freunde werden sie bestimmt nicht werden, da Dios sich ausgerechnet auf Florida eingeschossen hat, um zu beweisen, dass diese nicht die ist, für die sie sich ausgibt.

Nach ihrer Entlassung auf Bewährung kommt es zwischen den beiden Frauen zu einer wilden Verfolgungsjagd bis nach Los Angeles. Dort wird sich ihr Schicksal entscheiden.

Es wird eine Menge Menschen geben, die dieses Buch mögen werden. Es wird aber sicherlich auch eine Menge Menschen geben, die sich etwas völlig anderes unter dem Buch vorgestellt haben. Mit einem klassischen Thriller hat man es hier nämlich nicht zu tun.

Es ist eher eine Mischung aus Western, Dystopie und Road Movie. Dunkel, am Rande der Gesellschaft bewegend und ziemlich trostlos. Die Gewalt, hier vornehmlich unter Frauen, spielt eine große und entscheidende Rolle. Viel Licht sieht man hier nicht am Ende des Tunnels und doch könnte es am Ende so etwas wie eine Sieger/in geben. Doch ganz anders als man annehmen würde.

Der Schreibstil ist teilweise sehr fordernd, da viel erzählt wird, aber gar nicht so viel an Geschichte passiert. Das wird nicht jedem Leser/in gefallen. Es ist ein Buch, das man sich erarbeiten muss, auch auf die Gefahr hin, dass man nicht belohnt wird.

Die Geschichte würde sich sehr gut für eine Verfilmung eignen. Die Bilder, die das Buch im inneren Auge entstehen lässt, wäre ideal für eine Kinoumsetzung. Breitbild und Zeitlupe ideale Stilmittel.

Das Cover spielt übrigens ebenfalls mit dem Western-Thema. Die roten und gelben Farbtöne lassen einen an Hitze und Staub denken.

Fazit: Ein Buch für Menschen, die abseits der gängigen Genres Freude finden und mal was anderes lesen möchten. Die Autorin schenkt der Leserschaft einen anderen Blick auf das Genre Thriller. Mutig, dunkel und fesselnd. Leseempfehlung.