Ein Thriller, der sich wie ein Roadmovie anfühlt – leider mit Schwächen

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Das Cover von "Sing mir vom Tod" wirkt auf den ersten Blick fast romantisch: leuchtendes Sonnengelb, zwei Palmen. Es suggeriert eine gewisse Leichtigkeit, doch in Wirklichkeit wartet dahinter eine düstere, intensive Geschichte. Denn es bestätigt auf eindrucksvolle Weise, dass auch in Frauen Abgründe lauern – Monster, die oft übersehen werden.

Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Florence „Florida“ Baum, eine junge Frau aus gutem Haus, emotional jedoch stark vernachlässigt, und Diosmary „Dios“ Sandoval, die aus einfachen Verhältnissen stammt. Im Frauengefängnis teilen sie sich eine Zelle – eine Situation, die Nähe erzwingt, aber keine Freundschaft hervorbringt. Denn Dios traut Florida nicht. Sie ahnt, dass ihre Zellengenossin etwas verbirgt. Warum stellt sich Florida immer nur als Opfer dar? Dios ist besessen davon, hinter ihre Fassade zu blicken. Für sie ist klar: Niemand landet ohne Grund im Gefängnis.

Doch die eigentliche Dynamik entfaltet sich erst nach der Entlassung der beiden Frauen auf Bewährung. Was folgt, ist ein obsessives Katz-und-Maus-Spiel zwischen Wahrheitssuche und Verfolgung, zwischen Schuld und Selbstinszenierung.

Obwohl als Thriller vermarktet, fühlt sich "Sing mir vom Tod" eher wie ein Roadmovie mit dystopischen Untertönen an. Die Geschichte entwickelt einen Sog, ist interessant erzählt, doch dieser eine Moment, in dem ich sagen würde: „Wow, das hat mich komplett gefesselt“, blieb leider aus.

Das Buch ist faszinierend, aber nicht packend. Spannend, aber nicht atemlos. Wer klassische Thriller-Spannung erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein.