Auf der Suche nach Freiheit

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Schon die Geburt von Honora steht unter einem schlechten Stern und so wird das bettelarme aber intelligente Mädchen stets von den Dorfbewohnern ausgegrenzt und verhöhnt. Es ist 1849 und in Irland herrscht eine katastrophale Hungersnot, der Honora nur ganz knapp entflieht. Ihr altes und unglückliches Leben zurücklassend reist sie nach Amerika, nur um dort wieder Unterdrückung und Elend zu erleben.

Die Suche nach Freiheit ist ein immer wiederkehrendes Thema in Jacqueline
O´Mahonys Roman, der geschickt historische Fakten mit dem Schicksal einer wilden und starken jungen Frau verbindet. Die große Hungersnot in Irland und die Tragödie von Doolough berühren zutiefst, die Erlebnisse von Honora und das Leben in der damaligen Zeit werden einfühlsam und intensiv beschrieben.

Es ist kein Wunder, dass Honora immer wieder nach Freiheit strebt, erlebt sie doch von Kind an, dass sie nichts zu sagen hat und den Männern untertan ist: erst dem lieblosen Vater, dann dem Ehemann. Auch in Amerika bestimmt Armut und harte Arbeit ihr Leben, Ungerechtigkeiten soll sie als Frau hinnehmen, Rechte hat sie keine. Doch die Stärke dieser Frau ist unermesslich, Angst ist für sie ein Ansporn. Der Versuch in Amerika, ihr altes Leben hinter sich zurück zu lassen, misslingt immer wieder. Ihr Rückzug vom Sprechen entspringt dem Wunschdenken, dass etwas was nicht erzählt wird auch niemals stattgefunden hat. Es gibt ihr ein Machtgefühl in Zeiten, in denen sie sich hilflos ausgeliefert fühlt: "Sag nichts, denk nichts, und fühl nichts, ermahnte sie sich. Halt einfach durch." (S147)
Immer wieder versucht Honora, ihre Fesseln abzustreifen und glücklich zu werden. Ihre unbändige Liebe zur Natur ist von klein auf tief in ihr verwurzelt, atemlos verfolgt man beim Lesen ihre unermüdlichen Neuanfänge und die Hoffnung auf Freiheit.
Die Autorin versteht es mit einem wunderbaren Schreibstil, die Natur nahe zu bringen und die Emotionen sehr bildhaft zu beschreiben. Beim Lesen sieht man die irische Landschaft und die amerikanische Prärie, man durchlebt Hunger, Kälte und Verrat mit der Protagonistin und bewundert ihre Stärke und ihr Streben nach Glück.
Ein intensiver und berührender Roman in einer wunderbaren Sprache geschrieben, der eine unbedingte Leseempfehlung verdient.