In einer anderen Zeit an einem anderen Ort

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elmidi Avatar

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Das Debüt von Daniel Illger bringt High Fantasy und Dark Fantasy zusammen – eine lange düstere epische Geschichte mit einigen Horrorelementen auf über 500 Seiten gibt es hier zu lesen.

Den Anfang macht die leidvolle Kindheit Mykars – er wird als ein angebliches Kind des Bösen schikaniert, aus der Familie und der Dorfgemeinschaft ausgegrenzt und schließlich halbtot geprügelt. Hier ist aber nicht etwa das Ende des Romans, sondern sein Anfang. Als Halbwesen ist Mykar zur Rettung Cays, seines einzigen Freundes in der Kindheit, aufgebrochen, der wegen Mordes zum Tode verurteilt ist – aber er findet ein viel tiefergehende Geheimnis, bei dem es um das Böse an sich geht, das in die Welt eindringen will. Und in Scara, Justinius und Vanice findet er Verbündete.

Die Geschichte wird aus diesen vier Perspektiven erzählt, kapitelweise kommt mal der eine, mal die andere zu Wort. Justinius von Hagenow ist ein versoffener Haudegen, verbittert, aber ganz und gar nicht ohne Selbstironie. Scara ist seine Dienerin – sie nimmt ihren Job sehr ernst, aber man kann sie nicht ganz ernst nehmen, immer wieder liegt sie knapp daneben mit ihrer Sicht auf die Welt. Aber nach und nach kommt der Verdacht, dass ihre „verrückte“ Weltsicht vielleicht die richtige sein könnte. Vanice, eine reiche Kaufmannstochter mit einem ekligen Geheimnis – sie ist eine Leichenfresserin und weiß von vielen Dingen mehr, als sie möchte.

Mir hat es diese Vierergruppe angetan. Vier starke, ungleiche Persönlichkeiten, deren unterschiedliche Sichtweise stückchenweise zum Verständnis des Ganzen beitragen. Leider kommt die Gruppe erst etwa in der Mitte des Buches zusammen und davor hätte ich das Buch fast aufgegeben. Die Geschichte um Mykar und seinen Fast-Tod war so verworren, dass mir die Lust am Lesen vergangen ist. Ich bin aber sehr froh, dass ich diese Länge überwunden habe, denn die Spannung zieht an und ich konnte das Buch kaum mehr weglegen.

Die Horrorelemente im Buch sind weniger blutig-brutal, dafür eklig-morbide – das muss man wegstecken können. Für mich war es hart an der Grenze, mehr hätte es nicht mehr sein dürfen.

Begeistert haben mich neben der durchdachten komplexen Geschichte und den wirklich tollen Persönlichkeiten, die das Buch bevölkern, auch die wunderbare Sprache, die die düstere Atmosphäre im Buch perfekt zum Ausdruck bringt.

Fazit:

Ein mit ganz wenigen Abstrichen tolles Fantasy-Abenteuer, auf dessen Fortsetzung ich sehr gespannt bin!