Skargat

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dani89 Avatar

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Mykar ist der Außenseiter in seinem Dorf. Alle verachten ihn, schimpfen ihn Skargat, ein Wechselbalg – sogar sein eigener Vater. Einzig Cay, der Sohn des Dorfpriesters, schließt sich dieser Gesinnung der Allgemeinheit nicht an und wird Mykars einziger und bester Freund. Als aber Cays Freundin ums Leben kommt, ist man sich im Dorf dennoch schnell einig, dass es nur Mykar gewesen sein kann, der sie umgebracht hat. Kurzerhand prügeln sie ihn gnadenlos nieder und wollen ihn im Wald verscharren. Mykar entkommt zwar, ist dem Tode zu diesem Zeitpunkt allerdings ohnehin schon fast mehr als nur nahe...
So verstreichen die Jahre, bis Cay eines Tages des Mordes an einem Adligen beschuldigt wird. Von dessen Unschuld überzeugt beschließt Mykar, dass dies der Moment ist, für ihn zurückzukehren und seinen Freund aus dieser misslichen Lage zu befreien. Skurrile Unterstützung findet er bei seinem Abenteuer in Form des dem Alkohol nicht abgeneigten Adligen Justinius, dessen Magd Scara und später auch noch der mysteriösen Vanice.

Das schwarze Cover von „Skargat – Der Pfad des schwarzen Lichts“ mit dem geheimnisvoll illuminierten Vogel und dem Totenschädel passt dabei nicht nur perfekt zu der düsteren Welt, in der der Roman spielt, sondern insbesondere Rabe und Totenkopf treten auch im Laufe der Geschichte in Erscheinung.

Aufgeteilt ist der 568 Seiten lange Debütroman von Daniel Illger in drei Teile mit insgesamt 65 Kapitel, sowie drei Prologen und einem Epilog. Die Kapitel werden ausschließlich aus der Ich-Perspektive erzählt, wobei immer zu Beginn eines jeden Kapitels angegeben ist, wer der aktuelle Erzähler ist. So steht Mykar im kompletten ersten Teil des Buches im Mittelpunkt, im zweiten Teil wechselt er sich mit Justinius ab und im dritten Teil kommt noch Vanices Erzählperspektive hinzu. Ohne einen Ich-Erzähler kommen lediglich die vom Schwarzen Jäger und seiner Horde berichtenden Prologe der drei Teile, sowie der Epilog aus. Abgerundet wird das Buch dann abschließend mit einer ansprechend illustrierten Karte von Mykars Welt.

Auch wenn die wiederkehrende Aneinanderreihung sehr kurzer Sätze und das Springen zwischen Szenen stellenweise etwas abgehackt wirkt, ist der Schreibstil des Romans ist insgesamt dennoch in Ordnung und die nicht zu lang geratenen Kapitel flüssig zu lesen. Die Sprache selbst wirkt mit ihren Formulierungen und den vielen Kraftausdrücken auf mich für einen High-Fantasy-Roman unpassend und schon fast zu modern, was mich schon sehr gestört hat. Die Erzählweise selbst ist dabei zwar schon sehr bildlich und auch die Umsetzung der Ich-Perspektive ist durchaus gelungen, allerdings konnten die Kapitel für meinen Geschmack keine so mitreißende und dichte Atmosphäre erzeugen, wie es etwa in den Prologen gelungen ist.
Diese Abschnitte über den Schwarzen Jäger sind zwar strategisch gut platziert und lassen den Leser lange darüber nachdenken, in welchem Zusammenhang sie mit Mykars Geschichte stehen, von diesem Handlungsstrang hatte ich mir zu Beginn der Lektüre jedoch insbesondere quantitativ mehr versprochen. Dafür sind im Laufe der 568 Seiten aber so viele andere Nebenhandlungen zur Sprache gekommen, dass ich die Handlung selbst schon fast als verworren bezeichnen möchte, zumal alles teils doch recht langatmig wirkt und man oftmals ungewiss ist, bei welchen Figuren es sich nun um Tote und bei welchen um Lebende handelt. Diese Unwissenheit schürt anfangs vielleicht noch Spannung und Neugierde, wurde für meinen Geschmack aber ein bisschen übertrieben.
Was man diesem Roman allerdings zu Gute halten muss, ist die Welt, die hier geschaffen wurde und die Tatsache, dass die Geschichte auch ohne den klassischen Helden in schimmernder Rüstung auskommt, sich zwar trotzdem einiger Klischees bedient, insgesamt aber im Großen und Ganzen auf „menschlichere“ Figuren zurückgreift.

Fazit: durch den etwas langatmigen und unübersichtlichen Handlungsverlauf mit seinen vielen Nebenhandlungen vielleicht keine unbedingt mitreißende Geschichte, aber in Anbetracht der gelungen Umsetzung einer neu- und andersartigen Fantasy-Welt noch solide Unterhaltung für Liebhaber des Genres.