Das Leben danach

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
anni1609 Avatar

Von

Herbie Aaron steht eine schwere Zeit bevor. Seine Ehefrau und Seelenverwandte Annie liegt im Sterben. Sie befindet sich im Endstadium einer schweren Krebserkrankung, die sie vor langer Zeit besiegt hatte – leider nicht auf Dauer. Herbie ist durcheinander, muss er doch bereits sein Leben neu sortieren. Eines Abends lernt er in einer Bar eine junge Frau, Olive, kennen. Sie wirkt neckisch und weckt sein Interesse. Annie möchte diese Frau noch vor ihrem Tod kennen lernen und bittet Herbie ein Treffen zu organisieren. So kommt es, dass Herbie Olive in das Krankenhaus einlädt, in dem sich Annie zu diesem Zeitpunkt befindet. Die beiden Frauen schicken Herbie fort und reden eine ganze Nacht lang. Durch diese Unterhaltung hat Annie beschlossen, Olive ihrem Manager Maurice vorzustellen. Dieser hat bereits Annie und Herb, beide Schauspieler, gut beraten. Noch vor ihrem Tod stellt Annie somit die Weichen für die weitere Entwicklung der Handlung.

Michael Tucker bearbeitet in seinem Roman „So it goes“ ein Thema, dass viele Menschen von Beginn an stark berührt. Der heiß geliebte Partner ist schwer erkrankt und wird versterben. Bereits ab der ersten Seite spürt der Leser den Tiefgang, den dieser Roman bieten wird. Tucker bearbeitet das Thema rund um den Tod eines Angehörigen mit Humor und Charme, aber auch genügend Ernsthaftigkeit. Er trifft den Nerv des Lesers und lässt diesen von Beginn an tief in die Handlung einsteigen. Dem Leser ist es nicht möglich, diesen Roman emotionslos durch zu arbeiten.

Tucker schildert die ungewöhnliche Beziehung zwischen Annie und Herb. Es ist keine „normale“ Ehe gewesen, allerdings eine von ganz besonderer Art. Durch seine Wortwahl arbeitet der Autor die starke Verbindung und Liebe zwischen den Beiden heraus. Der Leser schließt Herbie Aaron schnell in sein Herz. Tucker zeichnet ihn ausgesprochen chaotisch, verwirrt, exzentrisch und auch selbst verliebt. Annie hingegen wird als komplettes Gegenstück dargestellt. Sie hat für Jeden ein offenes Ohr, steht stets zur Seite und harmonisiert. Somit bilden Beide das perfekte Paar, wobei keiner ohne den Anderen sein kann.

Nach dem Tod von Annie teilt Michael Tucker die Handlung in zwei Stränge auf, die sich im Laufe des Romans wieder annähern. Auf der einen Seite versucht Herbie sein Leben nach dem Tode Annies wieder zu ordnen. Er sucht nach dem weiteren Sinn des Lebens, wobei er einige Klippen zu umschiffen hat. Auf der anderen Seite wird die Entwicklung von Olive bezüglich der Schauspielerei aufgezeigt, die stets Rat bei Herbie sucht. Tucker geht dabei vor allem auf die Gefühlswelten der unterschiedlichen Akteure ein. Diese haben im gesamten Roman einen großen Stellenwert.

Michael Tucker verwendet einen angenehmen, gut verständlichen, leicht lesbaren Sprachstil. Als besonderes sprachliches Mittel setzt er die Selbstgespräche ein, die Herbie ständig mit sich führt. Somit ist dem Leser ein tieferer Einblick in die Gedanken und Gefühle dieser Person möglich. Aber auch für Olive verwendet der Autor dieses Mittel, allerdings nicht so stark ausgeprägt.
Die Kapitellängen sind angemessen und angenehm. Die Wortwahl ist nicht unangenehm hochgestochen. Die Dialoge sind an die einzelnen Handlungsfiguren angepasst. Während es sich bei Herbie eher um kürzere, abgehackte, manchmal inhaltlich schwer zu verfolgende Sätze handelt, sind diese beispielsweise bei Annie oder auch Olive ausführlicher.

Der Roman ist in gebundener Ausgabe im Graf-Verlag erschienen und macht einen exklusiven Eindruck. Als Lesezeichen steht ein Bändchen zur Verfügung. Der Roman besteht aus 250 Seiten.

Mein Fazit für den Roman „So it goes“ von Michael Tucker fällt sehr positiv aus. Von Beginn an konnte ich mich in den Protagonisten Herbie herein denken und mit ihm fühlen. Der Autor hat ein schwieriges Thema sehr gut umgesetzt und die verschiedenen Gefühlswelten der Handelnden gut herausgearbeitet. Die Handlung hat mich in ihren Bann gezogen und berührt.
Für mich ist dieser Roman überaus lesenswert, auch, oder auch vor allem, wenn man sich in einer ähnlichen Situation wie Herbie befindet.
Absolute Leseempfehlung!