Die Schatten der Vergangenheit

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mammutkeks Avatar

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Jeder der Protagonisten in Inge Lönigs "So unselig schön" leidet unter den Schatten seiner Vergangenheit, kaum jemand scheint eine unbeschwerte Kindheit oder Jugend gehabt zu haben. Und so liegt auch in der verdrängten und verklärten Vergangenheit der Schlüssel zu den Tötungen der jungen Frauen.

Ein äußerst kurzweiliger und gut geschriebener Krimi, in dem es nicht nur den sympathischen Kommissar Dühnfort gibt, sondern auch seine Kollegin Gina und die junge Vicki Senger, die als Fotografin in der verlassenen und verkommenen Brauerei die erste Leiche entdeckt. Warum sie sich allerdings selbst in die Ermittlungen einmischt, ist nicht ganz klar, wenngleich für die Spannung unerlässlich.

Vicki ist eine "Urban Explorer", eine Stadtromantikerin, die wie andere für eine entsprechende Homepage fotografiert - ganz andere Bilder als sonst üblich, z.B. von verrosteten Heizkörpern, die in einem besonderen Licht ihre Faszination ausüben, von verlassenen Industrieruinen, die ein ganz eigenes Flair haben. Sind doch viele der Industriebauten aus dem 19. Jahrhundert wunderschöne Gebäude, die nicht nur eine Geschichte der Arbeit erzählen, sondern auch eine der Architektur.

Bei einem dieser Fotoausflüge findet Vicki die Leiche einer jungen Frau - und Dühnfort ermittelt, dass der Mord die Tat eines Serienmörders sein muss, der bereits sechs Jahre zuvor eine Prostituierte in Düsseldorf ermordet hat. Und durch aufmerksame Zeugen werden auch bald erste Tatverdächtige ermittelt - doch in wessen Vergangenheit sind die quälenden Schatten so groß, dass sie zu Morden führen konnten?

Dühnfort und sein Team ermitteln zudem, dass ein Gedicht von Baudelaire eine gewichtige Rolle spielt, genau wie möglicherweise die Kunst des 17. Jahrhunderts mit seinen morbiden Stillleben. Doch trotz einiger entsprechender künstlerisch-theoretischer Ausflüge wird das Lesen des Krimis nicht anstrengend - und auch die Beaudelairesche Lyrik hat durchaus ihren Reiz.

Warum nun allerdings ein toter grüner Vogel das Cover dieses spannenden Krimis aus dem Ullstein-Verlag ziert, bleibt das Geheimnis des Layouts. Ein Schmetterling wäre sicherlich sinnvoller und nachvollziehbarer gewesen. Doch ist dies eine Äußerlichkeit, die nicht vom Lesen dieses wirklich guten Krimis abhalten sollte.